Der Harz ist eine der beliebtesten Regionen zum Wandern. Nicht nur die zentrale Lage als Mittelgebirge ist besonders günstig – natürlich zieht auch die umwerfende Natur viele Besucher in ihren Bann.
Doch jetzt sind Experten in Sorge und schlagen Alarm. Steht es etwa schlecht um den Harz?
Harz: Zerstörung im Anmarsch
Es sind der NABU aus Sachsen-Anhalt und Thüringen, die derzeit in Sorge sind. Daher haben sie sich deutlich gegen ein Vorhaben ausgesprochen: die Ausweitung des Gipsabbaus im Südharz. Ein Vorhaben, das auch von der Firma Knauf vorangetrieben wird, die schon mit mehreren Probebohrungen Anlauf genommen haben und offen für noch mehr Abbau von Gips sein sollen.
Gips ist im Südharz als „weißes Gold“ bekannt. Zu den größten Gipskarst-Biosphärenreservaten gehört das „Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz“, wo die betroffenen Gebiete auch liegen.
„Katastrophale Folgen“ für den Harz
Doch die Experten sehen das Ganze äußerst kritisch. „Werden die Vorhaben der Industrie umgesetzt, bedeutet dies das Aus für eine über 300 Millionen Jahre gewachsene Landschaft“, sagt Kirsten Schellenberg, die Landesgeschäftsführerin des NABU Thüringen.
In den Gebieten liegt nicht nur eine Menge „weißes Gold“ – sie sind auch Lebensraum für eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt und damit ein Zuhause für Wildkatze, Uhu, Orchideen-Buchenwäldern, verschiedene Fledermausarten und mehr. Ein gutes Beispiel für die katastrophalen Folgen sei das Gipsabbaugebiet Walkenried in Niedersachsen. Der Lebensraum dort musste schon massive Schäden erleiden.
„Selbst bei erfolgreicher Renaturierung bleibt die ursprüngliche Artenvielfalt verloren“, erklärt Anne Arnold, die Landesgeschäftsführerin des NABU Sachsen-Anhalt. „Ein Verlust nicht nur für die Natur. Die Karstlandschaft trägt mit ihrem einzigartigen Relief zum Wert der Region bei und ist deshalb auch für Tourismus und die Menschen vor Ort von Bedeutung.“
Harz: Das wäre die Rettung
Die Karstlandschaft im Harz soll also unbedingt erhalten bleiben. Dafür sei vor allem ein Umdenken im Bauwesen nötig, wo das Gips als Baustoff noch immer eine hohe Bedeutung trägt. Ökologisch und baubiologisch wertvolle Alternativen seien Bauelemente aus Stroh, Lehm oder Holzfasen.
Und wo das nicht verwendet werden kann, soll nachhaltiger mit dem Rohstoff Gips hantiert werden, um Mengen einzusparen. Recycling von gipshaltigen Schuttresten sei laut der Experten beispielsweise ein enormer Potentialträger. So wird auch in skandinavischen Ländern oder in Frankreich umgegangen – Deutschland solle das ebenfalls ausbauen.
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Ein Gutachten aus 2020, vom NABU damals in Auftrag gegeben, zeigte, dass ein kompletter Gipsausstieg bis 2045 sogar möglich wäre. Dafür müssen natürlich entsprechende Bemühungen angestellt werden. Damit sei man nicht nur unabhängig von „der endlichen Ressource Gips“, sondern würde auch die Landschaft bewahren.