Beschlossene Sache: Hannover 96 darf Fans mit zum Derby nach Braunschweig bringen. Aber nicht so viele.
Eintracht Braunschweig hat in letzter Minute ein verschärftes Sicherheitskonzept vorgelegt. Quasi in der „Nachspielzeit“, wie Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) am Mittwoch (11. September) sagte.
Eintracht Braunschweig: Gästeblock leerer
Das bisherige Konzept sei aus polizeilicher Sicht nicht ausreichend gewesen, sagte Behrens: „Das Mittel des kompletten Ausschlusses der Gästefans war eine sehr reale Option, die für das kommende Spiel im Raum stand.“ Erst am Dienstagabend (!) legte der BTSV dann nach. Nach „intensiven Gesprächen mit beiden Vereinen“. Das Last Minute-Konzept der Löwen überzeugte die Verantwortlichen dann. Der Verein zeige sich zu Maßnahmen bereit, die er bisher immer abgelehnt habe.
+++ Heftige Strafe! BTSV muss für Derby-Eskalation ordentlich blechen +++
Demnach gehen aber 40 Prozent weniger Gästetickets raus. Insgesamt werden damit insgesamt 1.260 statt 2.100 Gästefans zum Niedersachsen-Derby in Braunschweig zugelassen. Bis auf wenige Ausnahmen seien 96er Fan-Utensilien verboten, so Behrens. Auch ein Intro oder sonstige Choreos dürfe es nicht geben. Der BTSV kündigte demnach auch einen noch schärferen Einsatz der Ordner ums und im Stadion an. Auch die Videoüberwachung solle intensiviert werden.
Eintracht Braunschweig bekommt Bewährungschance
Dass die Polizei in dem Maße einschreiten und für Sicherheit sorgen müsse wie zuletzt, sei inakzeptabel. Beim Niedersachsen-Derby müsse sich etwas ändern, andernfalls dürften künftig keine Auswärtsfans mehr ins Stadion, sagte Behrens in Richtung beider Vereine und Fanlager: „Fakt ist: Es ist die letzte Chance. Die allerletzte Bewährung. Vereine und Fans haben es selbst in der Hand, für ein friedliches Fußball-Erleben zu sorgen. Gewalt gehört da ganz sicher nicht dazu“, so die Ministerin.
Das Niedersachsen-Derby sei nicht nur für die Fans beider Vereine das absolute Highlight der Saison, „sondern leider auch für die Chaoten, die diese Spiele als Vorwand für ihre Gewalt- und Randale-Exzesse nutzen wollen“, sagte Behrens. Bei den Begegnungen der vergangenen Saison sei die Grenze des Verantwortbaren unter anderem durch den immensen Einsatz von Pyrotechnik als Waffe und den extremen Vandalismus mit Gefahren für unbeteiligte Zuschauer deutlich überschritten worden. „Das Resultat waren mehrere verletzte Personen und es war ausschließlich dem Zufall zu verdanken, dass es nicht zu noch mehr oder schwereren Verletzungen gekommen ist“, sagte Behrens.
Eintracht Braunschweig widerspricht Meldungen
Eintracht Braunschweig hat inzwischen auf die Entscheidung in Hannover reagiert: „Auch für uns waren die negativen Vorkommnisse während der beiden vergangenen Derbys schwer zu ertragen“, sagte BTSV-Präsidentin Nicole Kumpis. Daher teile der BTSV die Auffassung der Innenministerin, dass alles getan werden muss, damit sich solche Vorkommnisse nicht wiederholen.
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„Allerdings halten wir eine Kollektiv-Bestrafung in Form eines Gästefan-Ausschlusses nicht für das geeignete Mittel und sind deshalb froh, dass wir die Ministerin nach mehreren, intensiven Verhandlungsrunden schlussendlich mit unserem Konzept überzeugen konnten. Entgegen einiger Meldungen haben wir keine Termine platzen oder verstreichen lassen, sondern haben stets mit großem Engagement ernsthaft und konstruktiv verhandelt, um ein gemeinsames Ergebnis zu erzielen. Wir haben die Erwartung, dass beim Rückspiel in Hannover ebenfalls Gästefans in der gleichen prozentualen Größenordnung zugelassen werden“, sagte Kumpis.
Polizei dennoch „voll gefordert“
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) Niedersachsen stellt nach der Entscheidung klare Forderungen: „Für die friedlichen Anhänger aus Hannover ist es schön, dass sie nun doch die Möglichkeit haben, das Derby live vor Ort mitzuerleben. Es ist zu hoffen, dass das vereinbarte reduzierte Kartenkontingent die richtigen Fans erreicht“, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende der GdP Niedersachsen, Sascha Göritz. Allerdings werde die Polizei am Tag des Derbys dennoch voll gefordert sein, auch wenn Eintracht Braunschweig die Sicherheitsmaßnahmen erhöht.
„Was wir langfristig brauchen, um den enormen polizeilichen Aufwand im Kontext von Fußballspielen sowie die Gefährdung von Besuchenden und Einsatzkräften dauerhaft zu senken, ist aber eine Lösung, die präventiv wirkt und Vereine und Fans dauerhaft in die Verantwortung nimmt – auch vor dem Hintergrund, dass das Abbrennen von Pyrotechnik und gewaltbereite Gruppierungen nicht nur bei Derbys ein Problem darstellen. Die nun präsentierten Maßnahmen zeigen sinnvolle Ansätze, die es zu evaluieren und weiterzuentwickeln gilt“, so der GdP-Sprecher.
Die GdP fordert in ihrer Mitteilung ein dauerhaftes Sicherheitskonzept für Fußballstadien, das darauf ausgelegt ist, bei Fehlverhalten eine konsequente Strafverfolgung zu ermöglichen, indem Täter schnell und eindeutig identifiziert werden und gezielt von zukünftigen Stadionbesuchen ausgeschlossen werden. Hierzu gehören standardmäßig umfassende Sicherheitsmaßnahmen wie personalisierte Tickets, konsequente Einlasskontrollen durch besonders geschultes Personal, lückenlose Videoüberwachung, das Durchsetzen eines Vermummungsverbots sowie die schnelle und konsequente Verfolgung und Ahndung von Straftaten.
Das Niedersachsen-Derby soll am Sonntag, 06. Oktober, im Eintracht-Stadion über die Bühne gehen. Die Regelungen gelten zunächst nur für dieses Spiel.