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VW-Krise: Mitarbeiter in purer Angst – „Hier schreit keiner Hurra“

VW steckt in einer tiefen Krise, die bei den Mitarbeitern zunehmend Ängste auslöst. Sorgen um den Arbeitsplatz bestimmen den Alltag.

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VW-Beben: Mitarbeiter müssen zittern – Konzern will zuschlagen

Was bisher undenkbar war, ist neue Realität bei VW. Die Konzernspitze denkt über Standort-Schließungen nach. Auch die Beschäftigungssicherung soll fallen. Eine Zeitenwende in Wolfsburg.

Man kann es nicht mehr abstreiten: VW steckt in einer schweren Krise!

Die Unruhe in der Belegschaft wächst, die Angst um den Arbeitsplatz und die plötzliche finanzielle Unsicherheit ist spürbar. Sorgen um die Zukunft des Autoriesen machen sich breit – obwohl ein Job bei VW früher einmal als sichere Bank galt. Die Stimmung in der Belegschaft ist alles andere als optimistisch. Gegenüber dem „Stern“ gibt Betriebs-Seelsorger Dirk Wagner Einblicke in die Gefühlswelt der VW-Beschäftigten.

VW: Die Krise erreicht die Belegschaft

In den vergangenen Wochen hat sich bei VW viel verändert – der Druck auf den Konzern und seine Beschäftigten wächst. Vor allem bei denjenigen, die noch nicht lange im Unternehmen sind und finanzielle Verpflichtungen wie Hauskäufe oder Kredite erfüllen müsen, blicken mit Sorge in die Zukunft, berichtet Wagner.

„Natürlich ruft in einer solchen Situation kein Mitarbeiter Hurra“, sagt der Seelsorger. Viele seien mit existenziellen Fragen konfrontiert: „Behalte ich meinen Job? Wie geht es weiter?“, schildert Wagner die Sorgen, die ihm in Gesprächen zugetragen werden.

VW-Seelsorger: „Es sind viele Ängste da“

Die Situation bei VW sei für viele unsicher. Besonders betroffen seien junge Mitarbeiter, die finanziell noch nicht auf eigenen Beinen stehen und jetzt um ihren Arbeitsplatz fürchten. „Wenn ein junger Mann sich zum Beispiel ein Haus gekauft und dafür Schulden aufgenommen hat, können die aktuellen Diskussionen bei ihm natürlich Existenzängste auslösen“, so Wagner weiter. Zu ihm kämen Menschen aus allen Bereichen des Unternehmens – vom Mechaniker bis zum Manager.

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Trotz der schwierigen Zeiten gebe es auch Mitarbeiter, die der Situation mit Zuversicht begegnen. Zwei ältere Werksangehörige, die bereits die Abgas-Affäre, die internationale Finanzkrise und die Corona-Pandemie überstanden haben, zeigten sich offenbar optimistisch. „Das Unternehmen hat sich schon immer nicht nur als Autokonzern, sondern als ‚VW-Familie‘ verstanden“, meint Wagner.

VW: Hohe Verantwortung berechtigt zu hohem Einkommen

Auf die Frage, ob es denn christlich sei, als Topmanager so viel Geld zu verdienen, zeigt der Seelsorger klare Kante: „Das hat mit christlich oder nichtchristlich nichts zu tun und ist keine moralische Frage. Wer Verantwortung hat, verdient auch ein hohes Einkommen.“ Dennoch sind viele VW-Mitarbeitende enttäuscht: Während das Management hohe Gehälter einstreicht, bangen andere um ihre Jobs.

Wagner sieht seine Aufgabe vor allem im Zuhören. Er schafft für die VW-Mitarbeitenden Räume, in denen sie ihre Sorgen loswerden können. „Im Erzählen sollen sie sich die Fragen stellen, um selbst auf eine Lösung zu kommen“, erklärt er seine Rolle als Seelsorger.


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Es gehe nicht darum, die Probleme des Konzerns zu lösen. Das sei Aufgabe der Institutionen und der Tarifpartner. Trotzdem will Wagner den Menschen Mut machen: „Ich rate den VW-Mitarbeitern, zu schauen, was jetzt realistisch ist und wie sie in der Situation gut aufgestellt bleiben, ohne den Verstand zu verlieren.“

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