Die VW-Krise spaltet in der Belegschaft die Gemüter. Einige sehen keine Hoffnung auf Besserung und warten das bittere Ende ab, und andere sind der Meinung, dass man das Ruder noch herumreißen kann. Über das Wie lässt sich aber bekanntermaßen diskutieren.
Auch in Sachsen laufen die Diskussionen um den Standort in Zwickau. Sachsens VW-Chef hat sich Gedanken gemacht, wie man das Werk weiter nach vorne bringen kann.
VW: Vorstand sucht nach Lösungen
Drei Werksschließungen, Lohnkürzungen, verringerte Kapazitäten an anderen Standorten? Diese Hiobsbotschaften haben die Belegschaft jüngst erreicht. Der Vorstand plane offenbar drastische Maßnahmen, um Volkswagen wieder auf Kurs zu bringen. Klar, dass in den einzelnen Werken die Überlegungen auf Hochtouren laufen, wie genau man das Ruder rumreißen und den eigenen Standort sichern kann.
Sachsens VW-Chef Danny Auerswald hat da auch schon die ein oder andere Idee für Zwickau. Seine klare Botschaft: Das Werk müsse produktiver werden. Dazu müssten einerseits die Arbeitskosten sinken. Andererseits müsse der Grad der Automatisierung forciert werden, sagte Auerswald beim Automotive Forum in Zwickau. Die Weichen müssten jetzt gestellt werden, mahnte er, damit sich der Standort für künftige Modellgenerationen empfehle. Potenzial sehe er auch mit Blick auf die Einführung Künstlicher Intelligenz in der Produktion.
VW: IHK-Präsident fordert Klarheit für die Beschäftigten
Auch IHK-Chemnitz-Präsident Max Jankowsky schaltet sich in die Debatte rund um die VW-Krise und die Sicherung der Standorte ein. Er findet, dass es an der Zeit für Klarheit ist, denn der Mangel an Informationen schade der Belegschaft. Seiner Meinung dürfte es nicht sein, dass die VW-Mitarbeitenden Weihnachten mit der Familie feiern, ohne zu wissen, wie es in Zukunft um ihren Job steht, denn so hätten sie kein entspanntes Fest.
Die Unternehmensführung in Wolfsburg solle bei den Entscheidungen nach Kennzahlen anstelle von Postleitzahlen gehen, denn die Standorte Zwickau und Chemnitz seien gut aufgestellt, betont Jankowsky.
Was noch hinzukommt: An der Autoproduktion hängen viele Zulieferbetriebe. Auch bei ihnen sei mit einem weiteren Personalabbau in Sachsen zu rechnen, erklärte Dirk Vogel vom Netzwerk Automobilzulieferer Sachsen. Den Angaben zufolge gibt es in Sachsen mehr als 800 Unternehmen, die Wertschöpfung im Bereich der Automobilindustrie erbringen. Allein in der Region Südwestsachsen werden dazu rund 560 Unternehmen mit mehr als 62.000 Mitarbeitern gerechnet – die Fahrzeughersteller selbst nicht inbegriffen. Dazu gehören Unternehmen, die Fahrzeugteile herstellen, Speditionen, Entwickler, Maschinen- und Werkzeugbauer.
VW: Wird die Konkurrenz immer größer?
Neben dem technologischen Umbruch zur Elektromobilität machen den Autoherstellern neue Wettbewerber vor allem aus China zu schaffen. So ist die Autoproduktion in Deutschland weit entfernt von früheren Stückzahlen. Wurden 2016 laut Verband der Automobilindustrie hierzulande noch 5,75 Millionen Fahrzeuge gebaut, waren es im Vorjahr gerade einmal 4,11 Millionen. Ebenso viele sollen es einer Prognose zufolge in diesem Jahr sein.
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Bei E-Autos rechnet der VDA für 2025 mit einem weiteren Anstieg der Produktion in Deutschland. Für dieses Jahr werden gut 1 Million rein batterieelektrische Fahrzeuge erwartet – bei rund 4,11 Millionen Fahrzeugen insgesamt. 2025 sollen es dann 1,4 Millionen reine Stromer sein. Trotz des weiteren Hochlaufs werden in Zukunft aber weiterhin viele Verbrenner auf deutschen Straßen unterwegs sein. Aktuell liege der Anteil bei 95 Prozent, erklärte der Referent Klimaschutz, Wasserstoff, Kraftstoffe beim VDA, Eric Woydte. Um die Klimaziele zu erreichen, müsse auch der Hochlauf alternativer Kraftstoffe forciert werden. Es gehe nicht nur um E-Fuels, sondern auch um Biokraftstoffe und grünen Wasserstoff.