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Hannover: Bestatter geht komplett neue Wege – „Ich kenne mich aus mit dem Tod“

Ein Bestattungsunternehmen in Hannover regt mit einem einfallsreichen Konzept Menschen zum Austausch über den Tod und das Vergehen an.

Hannover
© picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg

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Der Tod gehört zum Leben dazu, wie das Leben selbst. Trotzdem wird die Thematik immer wieder in den Hintergrund der Gesellschaft gerückt. Ein Bestatter in Hannover möchte das Thema enttabuisieren.

Um dem Ganzen ein Stück entgegenzukommen, hat sich der Bestatter einen genauen Plan überlegt und setzt diesen in seinem Bestattungsinstitut in Hannover um.

Hannover: Galerie im Bestattungshaus

Die meisten Menschen fürchten den Tod und sprechen nur über ihn, wenn sie selbst mit ihm konfrontiert werden. Sei es durch einen Todesfall eines geliebten Menschen oder durch eine schwere Krankheit. Eins ist sicher, „Niemand kommt freiwillig zum Bestatter“, sagt Sven Friedrich Cordes. Bevor er letztendlich Bestatter geworden ist, hat Cordes Sozialwissenschaften studiert. Nun führt in dritter Generation ein Bestattungsinstitut im Stadtteil Linden. Mit der Filiale zählt noch der Hauptsitz in Empelde zum Bestattungsunternehmen.

Bei Cordes sollen die Menschen ins Gespräch kommen, sich untereinander austauschen. Das ist ihm wichtig. Deshalb arbeitet er daran, sein Bestattungshaus zu einem lebendigen Ort umzugestalten. Bei der Suche nach einer Lösung sei ihm die Idee der Kunst gekommen, „als Vermittlerin zwischen den Welten“, sagt er.

Hannover: Angst vor dem Tod mindern

Diese Idee hat er 2018 innerhalb seiner Filiale in Linden umgesetzt und eine Galerie namens „Metavier“ eröffnet. Etwa vier Ausstellungen werden hier im Jahr realisiert. Bis Sonntag (24. November) sind in der Ausstellung „Sternenkind“ schwarz-weiße Fotos von Familien zu sehen, die Abschied von ihren verstorbenen Babys nehmen. Nach Ende von „Sternenkind“ nimmt eine Malereiausstellung dessen Platz ein, die sich eher abstrakt mit dem Thema Tod beschäftigt.

Neben den Ausstellungen bietet die Galerie auch diverse Aktivitäten, mit denen die Besucher aktiv an den Tod rangeführt werden sollen. Beispielsweise findet dort einmal im Monat ein ehrenamtlich organisierter Schreibkurs zur Trauerbewältigung statt. Des Weiteren können sich Besucher einmal monatlich in einem sogenannten „Death Cafe“ über Themen rund um den Tod und die Vergänglichkeit austauschen.

Hannover: Sarg als Escape Room

Im ersten Raum der Gallerie befindet sich ein Sarg, der gemeinsam mit einem spezialisierten Team zu einer Art „Escape Room“ umfunktioniert wurde. An diese Aktivität haben sich bisher nicht so viele Menschen getraut. Cordes möchte den Besuchern dadurch eine Chance bieten, sich den eigenen Ängsten vor dem Tod zu stellen, versteht aber auch, dass sich die wenigsten freiwillig in einen Sarg legen möchten. Er selbst hat da wenig Hemmungen. „Ich kenne mich aus mit dem Tod. Ich habe jeden Tag mit ihm zu tun“, sagt er.


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Während die Ausstellungen in der Galerie Metavier kommen und gehen, bleibt die Message dahinter gleich: Dem Tod einen sichtbaren Platz in der Gesellschaft geben. Wer Interesse daran hat, oder den Wunsch nach Austausch hegt, der kann der Galerie Sonntags zwischen 13:00 und 17:00 Uhr einen Besuch abstatten. (mit dpa)