So richtig Ruhe will bei VW trotz nach der Einigung zwischen Konzern und Belegschaft offenbar nicht einkehren. Wie auch, bei all den Baustellen bei Volkswagen und der wirtschaftlichen Schieflage allgemein?
Auch die Mitarbeiter im VW-Werk Salzgitter sind weiter beunruhigt. Diese Aussagen zeigen es.
VW-Mitarbeiter lassen Dampf ab
Früher sei eine Festanstellung bei VW wie ein Lottogewinn gewesen, sagt VW-Mitarbeiter, IG Metaller und Vertrauensmann Benjamin Znak zur „Blick“. Heute dagegen habe man Angst, dass alles wegfällt. Und man ganz von vorne anfangen muss. Dabei zeigt der 38-Jährige mit dem Finger auch nach Berlin. Die Bundesregierung habe die E-Mobilität ausgerufen und dabei die Infrastruktur komplett vernachlässigt.
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In Deutschland gibt es seiner Meinung nach viel zu wenige Ladesäulen. Eigentlich bräuchten wir großflächig Lade-Parks, sagt er. „Der Witz an der Sache ist aber: Wenn wir mehr Ladesäulen aufstellen, wird auch mehr Strom verbraucht. Und wenn du so viele Ladesäulen aufstellst, würde das Stromnetz zusammenbrechen“, sagt Benjamin am „Blick-Mikro“. „Die können nicht von uns verlangen, dass wir klimafreundliche Autos bauen, aber im Prinzip nichts für die entsprechende Infrastruktur tun.“ Mit „die“ meine er vor allem die Grünen, wenngleich er keine spezielle Partei verurteilen wolle. Seine Kritik richte sich an die gesamte Regierung: „Die haben alle zusammen ein bisschen Mist gebaut.“ Zwar sei es richtig und gut, etwas fürs Klima zu tun – „aber dann bitte auch mit einem vernünftigen Plan dahinter.“ Der langjährige VW-Mitarbeiter hofft, dass „Deutschland wieder ein schönes Autoland werden kann wie damals, als wir VW Käfer produziert haben.“
VW kein „Volkswagen“ mehr?
Ähnlich sieht es auch sein Kollege Cem Ince. Der VW-Mitarbeiter kandidiert derzeit für die Linken. Der 31-Jährige will „aus dem Werk in den Bundestag“, wie es momentan überall in Salzgitter auf Plakaten zu lesen ist. Bei Volkswagen sei noch längst nicht wieder alles gut – trotz der Einigung im Dezember. „Man hat das Problem ein bisschen vertagt“, sagt Cem. Aus seiner Sicht braucht VW ganz klar eine andere Modellpalette: „Volkswagen – also auch wieder Autos fürs Volk, für die Normalverdienerinnen und -verdiener. Damit die sich auch wieder einen Volkswagen leisten können und man nicht nur im Luxussegment versucht, große Margen zu erzielen“, sagte er der „Blick“. „Wir wollen gute Autos und die wollen hohe Margen – und genau das ist der Widerspruch. Dagegen werden wir uns immer aufstellen.“
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Er selbst fahre einen E-up – dieses Modell sei ein gutes Beispiel: „Das ist ein Symbolbild dafür dass diese Fahrzeuge aus dem Sortiment genommen wurden mit verschiedensten Begründungen. Aber wir gehen sehr stark davon aus, dass das einfach die zu kleinen Margen sind, mit denen sich der Vorstand und die Eigentümer-Familien sich nicht zufriedengeben. Man hat auch bei der Chipkrise darauf gesetzt, dass man Luxusautos baut. Also hat man quasi die vorhandenen Ressourcen ins Luxussegment gesteckt. Also Audi, Porsche und große VWs. Dadurch hat man die niedrigklassigeren Autos links liegen lassen.“
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Was den Linken-Politiker auch stört: Dass die Bundesregierung zum Beispiel für die Rüstungsindustrie so viel Geld locker mache, aber nicht für die Modernisierung der Auto- und Energie-Industrie. Dagegen will Cem als Abgeordneter in Berlin kämpfen. Wenngleich der 31-Jährige wegen der aktuellen Debatte in Deutschland da eher pessimistisch ist: „Wir führen lieber populistische Scheindebatten, die die Gesellschaft weiter spalten, statt die Probleme anzupacken.“ (ck)