Vertritt bald Norbert Röttgen Deutschland als Baerbock-Nachfolger in aller Welt? Erfüllt sich sein großer Traum? Nachdem Schwarz-Rot bei den Sondierungsgesprächen mit dem milliardenschweren Finanzpaket einen großen Schritt Richtung Koalition gemacht hat, wird munter über mögliche Merz-Minister spekuliert. Im Netz fällt dabei immer wieder der Name Norbert Röttgen als Außenminister. Normalerweise müsste Juniorpartner SPD diesen Posten beanspruchen – aber in diesem Jahr könnte es anders laufen.
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Was für Röttgen spricht und was gegen ihn. Hier findest du eine Analyse über das Gerücht rund um das Merz-Kabinett.
Warum die SPD das Auswärtige Amt abgeben könnte
Erstmals seit 1969 könnte die CDU den Außenminister stellen – damals auch in einer Großen Koalition mit der SPD. Die Große Koalition ist bei dieser Neuauflage aber eigentlich keine. Die SPD ist auf eine 16,4-Prozent-Partei geschrumpft und deutlich kleiner als die Union (28,5 Prozent). Zentral für die SPD könnte es sein, das Verteidigungsministerium (Boris Pistorius), das Finanzministerium (Lars Klingbeil) und das Sozialministerium (Bärbel Bas oder Hubertus Heil) zu bekommen. Damit könnten die Sozialdemokraten Schwarz-Rot ihren Stempel aufdrücken.
Mehr über Dr. Norbert Röttgen:
- geboren am 2. Juli (aktuell 59 Jahre)
- studierte Jura und promovierte 2001
- gilt als „George Clooney aus Meckenheim“, früher auch gerne „Muttis Klügster“ genannt (in Bezug auf Angela Merkel)
- verheiratet mit der Anwältin Ebba Herfs-Röttgen
- er ist Vater von drei Kinder (zwei Söhne und eine Tochter)
- er verlor 2012 als Ministerpräsidenten-Kandidat der CDU bei der NRW-Landtagswahl
Da der Bundeskanzler traditionell seine eigene Außenpolitik bereit und den Außenminister oft in den Schatten stellt (man denke nur an Merkel), könnte die SPD das Auswärtige Amt diesmal an die Union abgeben. Mit einem Verteidigungsminister Pistorius hätte sie sowieso ein Gegengewicht beim Thema NATO und europäische Sicherheitspolitik am Kabinettstisch.
Norbert Röttgen ist kein Merz-Vertrauter
Norbert Röttgen jedenfalls bringt sich schon in Stellung und ist als Experte für Internationales omnipräsent in den Medien. So gab er zuletzt dem US-Sender CNN ein Interview über die europäische Perspektive auf Trump und die Ukraine. Im Februar saß er bei Caren Miosga, am Mittwochabend (5. März) war er zu Gast bei Sandra Maischberger, zwischendurch bekam er noch ein Interview-Sendung mit Theo Koll beim Sender Phoenix.
Im Netz findet er viel Fürsprache. Röttgen sei „analytisch und rhetorisch top“ und habe die Zeichen der Zeit verstanden, schreibt etwa eine X-Nutzerin. Gibt es also ein Minister-Comeback von Röttgen, der zwischen 2009 und 2012 schon mal als Umweltminister in Berlin mitregierte?
Es gibt auch einige gewichtige Punkte, die dagegen sprechen. Zwar ist Röttgen ohne Zweifel ein anerkannter Experte für Außenpolitik und war von 2014 bis 2021 auch Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses. Zuletzt wurde er aber fraktionsintern in diesem Bereich verdrängt. Jürgen Hardt war in der nun auslaufenden Legislaturperiode Obmann der Union im Auswärtigen Ausschuss, im Rahmen der Ukraine-Krise traten Roderich Kiesewetter und Johann David Wadephul in den Vordergrund. Außerdem hat nun auch Armin Laschet die Außenpolitik für sich entdeckt.
Problem: Er kommt aus NRW
Außenexperte Wadephul gilt, anders als Röttgen, zudem als enger Merz-Vertrauter. Röttgen trat 2021 sogar gegen Merz und Laschet um den CDU-Vorsitz an und unterlag damals deutlich.
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Röttgen hat noch einen Nachteil. Einen geografischen! Er gehört ebenso wie Friedrich Merz und Carsten Linnemann, der vermutlich im nächsten Kabinett gesetzt ist, zum NRW-Landesverband der CDU. Dass die Union gleich drei Kabinettsposten an Nordrhein-Westfalen vergibt, erscheint unwahrscheinlich. Genau das könnte auch Jens Spahn zum Verhängnis werden, der ebenfalls ambitioniert auftritt.