Veröffentlicht inPolitik

Söder macht heiße Andeutung: „Noch ist Bayern kein eigenständiger Staat“

Markus Söder flirtet mit der Unabhängigkeit Bayerns. Seiner CSU-Basis gefällt das und bejubelt seine neueste Andeutung.

© IMAGO / Sven Simon, IMAGO / Zoonar

Bayern: CSU und Freie Wähler unterzeichnen Koalitionsvertrag

CSU und Freie Wähler haben ihren Koalitionsvertrag für die künftige bayerische Landesregierung unterzeichnet, eine Neuauflage der bisherigen Koalition. Bei der Landtagswahl am 8. Oktober hatten sich die Kräfteverhältnisse zugunsten der Freien Wähler verschoben.

Wie gern die CSU-Basis diesen Flirt mit der Unabhängigkeit hörte, war am Jubel in der Passauer Dreiländerhalle klar wahrzunehmen. Markus Söder machte beim traditionellen Politischen Aschermittwoch der CSU eine Andeutung, die seine bierseligen Anhänger elektrisierte.

War das nur ein ironischer Stammtisch-Witz zum Ende der Faschingszeit? Oder steckt da mehr dahinter?

+++ Passend zum Thema: Schwarz-Rot Newsblog: Liefert Söder nicht wie versprochen? Mehrheit im Bundesrat wackelt +++

Söder flirtet mit Unabhängigkeit Bayerns: „Warten wir es ab“

Markus Söder war es jedenfalls sehr wichtig, dass seine Botschaft ankommt. Deshalb wiederholte er sie gleich dreimal. Anschließend ließ er den Ausschnitt noch auf seinen Social-Media-Kanälen posten.

„Wir haben Glanz und Kraft. Wir können Grandezza und Catenaccio. Wir können große Gefühle. Das unterscheidet uns von Olaf Scholz. Und noch sind wir kein eigenständiger Staat. Noch sind wir kein eigenständiger Staat. Noch sind wir kein eigenständiger Staat. Warten wir es ab.“

Söder beim Politischen Aschermittwoch

Kurz darauf meckerte Söder darüber, dass Bayern finanziell von anderen Bundesländern im Finanzausgleich ausgenommen werde. „So geht es nicht weiter!“

Tatsächlich strebt die Bayernpartei eine Unabhängigkeit des Freistaats an. Sie erreichte aber nur 0,9 Prozent bei der letzten Landtagswahl und ist somit für die CSU keine echte Gefahr. Laut einer YouGov-Umfrage befürworteten 2017 allerdings immerhin 32 Prozent der Bayern eine Unabhängigkeit.

Was wäre, wenn der Freistaat frei wäre?

Wie gerne sich Menschen mit dieser Frage beschäftigen, zeigt sich auch auf YouTube. Da erreichte das Video „Was wäre, wenn Bayern ein eigenes Land wäre“ von MrWissen2go schon über 2,3 Millionen Aufrufe. Moderator Mirko Drotschmann geht da auf Vor- und Nachteile für die Bayern ein, wenn sie so einen Schritt gehen. Etwa, dass der FC Bayern München dann in einer völlig konkurrenzlosen Liga spielen müsste. Dafür wäre Bayern bei Olympischen Winterspielen sehr weit vorne.

Söder trifft mit dieser separatistischen Andeutung also einen Nerv. Wirtschaftlich dürfte Bayern tatsächlich mit seiner exportorientierten Automobilindustrie und Unternehmen wie BMW, Audi, adidas, Siemens und Co. stark genug sein, um alleine zu überleben. Zumindest, sofern man weiterhin Zugang hätte zum EU-Binnenmarkt. Das Bruttoinlandsprodukt Bayerns liegt über dem von EU-Staaten wie Belgien, Schweden oder Österreich.

Doch es sind keineswegs nur manche Bayern, die sich eine Eigenständigkeit des Alpenlandes wünschen. Unter dem Beitrag auf X und Instagram finden sich auch viele Stimmen von Nicht-Bayern, die auf Söders Witzelei reagieren.

  • „Mit welcher Energieversorgung denn? Bayern hängt in der Stromversorgung von anderen Bundesländern ab. Vor allem in den Wintermonaten. Ja, mach mal.“
  • „Macht bloß keine Volksbefragung! Sonst seid ihr schneller draußen, als euch lieb ist!“
  • „Das würde eine innerdeutsche Migrationswelle auslösen, die in die vernünftigen Bundesländer hinein schwappen würde.“
  • „In Zeiten, in denen ein vereintes Europa wichtiger ist denn je, sollten wir Separatisten wie dich unangespitzt in den Boden rammen.“
  • „Wo ist der Verfassungsschutz, wenn man ihn mal braucht?“
  • „Bisschen viel an Trump geleckt“

So erinnert die Söders Ego-Politshow tatsächlich an manches, was sich aktuell in Washington abspielt. Die Aufmerksamkeit ist dem CSU-Chef sicher. Seriöse Politik geht aber anders.


Weitere Nachrichten für dich:


Erstaunlich ist darüber hinaus, dass Söder eigentlich Bundeskanzler in Berlin werden wollte. Oder wäre sein geheimer Plan dann gewesen, die Bundeshauptstadt nach München zu verlegen?