Braunschweig.
Ein Mann steht vor der Bäckerei Fuckes, er späht durch das Schaufenster. Dann nickt er kurz zufrieden und geht weiter.
Kein ungewöhnliches Bild, sagt Magnibäcker Karsten Fucke. „Teilweise stehen die Leute abends am Schaufenster und gucken, ob noch Brote übrig sind. Am nächsten Morgen kommen die Kunden dann ins Geschäft und kaufen die Ware deutlich billiger„, erzählt Fucke.
Kaufverhalten täglich verschieden
Für Bäckereien ist es keine außergewöhnliche Situation, dass Produkte vom Vortag übrigbleiben. Das Kaufverhalten der Kunden ist meistens schwierig abzuschätzen. „Manchmal bleibt nicht ein Brötchen übrig“, meint der Bäcker. An anderen Tagen bleiben dann wieder mehrere Brote und andere Backwaren im Regal liegen.
Da die Brote am zweiten Tag aber nicht mehr frisch verkauft werden können, bietet die Bäckerei Fuckes die Brote am nächsten Morgen noch einmal zum halben Preis an. „Ob das Brot beim Kunden im Brotkorb lagert oder bei uns, macht für die Frische keinen Unterschied„, erzählt der Bäckerei-Inhaber.
Neben den Kostengründen gibt es aber auch Menschen, die die Vortagsware aus gesundheitlichen Gründen kaufen. „Viele Menschen vertragen kein frisches Brot“, erklärt Fucke.
Jedes fünfte Brot landet auf dem Müll
Jedes fünfte Brot was produziert wird landet auf dem Müll. Das stellte die FH Münster in einer Studie fest. Nach Obst und Gemüse sind Backwaren damit die Lebensmittel, die am häufigsten weggeworfen werden.
Oft sind es die Verbraucher, die ihren Konsum nicht richtig einschätzen oder ihr Brot falsch lagern und es dann in den Müll werfen müssen. Allerdings werden auch die Bäckereien in der Regel nicht alle Produkte bis zum Ladenschluss los. Deshalb haben viele Bäckereien, wie Fuckes Bäckerei, Strategien entwickelt, was sie mit den übriggebliebenen Backwaren machen.
Fuckes Bäckerei bietet nicht nur die Produkte vom Vortag noch einmal billiger an, sondern hat auch andere Verwendungsmöglichkeiten für die Backwaren. So werden Brötchen zu Paniermehl weiterverarbeitet und landen so wieder in der Produktionskette. Bevor die Backwaren noch genießbar auf dem Müll landen werden die Produkte an Bedürftige verschenkt oder landen als Tierfutter auf dem Bauernhof.
„Essen teilen“ gegen die Verschwendung
Die Braunschweiger Bäckerei „Kappes“ gibt die übriggebliebenen Backwaren an den Verein Foodsharing e.V. Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, gegen die alltägliche Lebensmittelverschwendung vorzugehen.
Ehrenamtliche holen die Brötchen bei Kappes ab und über foodsharing.de werden diese dann kostenlos weitergegeben. Abnehmer können sowohl Privatpersonen, als auch Unternehmen oder karitative Einrichtungen sein. Das Ziel ist es, dass keine noch genießbaren Lebensmittel in der Mülltonne landen.
Energie aus Brötchen
Die Wolfsburger Bäckerei-Kette Cadera lässt die Restwaren zu einem Teil wieder in die eigene Produktionskette einfließen. Brote und Brötchen werden vermahlen und können dann dem Teig wieder zugesetzt werden. Zudem kooperiert die Bäckereikette mit der Caritas, der Wolfsburger Tafel und der Drogenberatungsstelle, die regelmäßig Backwaren abholen.
Was dann noch übrig bleibt, wird an eine Biogasanlage verkauft. Diese gewinnt aus den alten Brötchen neue Energie.