Die Braunschweiger Weststadt hat bei vielen das Image, nicht gerade das Vorzeige-Viertel der Löwenstadt zu sein.
Ein Bericht eines Braunschweiger Verbandes zeigt, wie es tatsächlich um das Viertel steht. Besonders genau wurde sich dabei angeschaut, wie die Situation von Familien mit Kindern ist.
Braunschweig: Bericht zeigt Kinderarmut
In der nördlichen Weststadt in Braunschweig leben über 9.000 Menschen. Mit einem Anteil von 44,7 Prozent lebt dort fast jedes zweite Kind laut dem aktuellen Sozialbericht der Stadt Braunschweig in Armut. Das teilt der Sozialverband Deutschland (SoVD) in Braunschweig mit. Die Dunkelziffer ist sogar viel höher, da sich der Sozialbericht nur auf Haushalte bezieht, die Bürgergeld beziehen. Andere Sozialleistungen oder Familien mit einem Einkommen knapp oberhalb des Bürgergeld-Anspruchs sind bei dem Sozialbericht nicht erfasst. Auch in der „Weststadt-Süd“ sieht es nicht viel besser aus, findet der Verband.
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Hier leben 37,9 Prozent der Kinder in Armut, schreibt die Stadt Braunschweig. Damit liegen die Stadtteile in der Weststadt weit über den Zahlen in anderen Stadtteilen. In Lamme liegt der Anteil der Kinder, die in Armut leben, zum Beispiel bei 1,5 Prozent. In ganz Braunschweig liegt die Quote für Kinderarmut bei 14,3 Prozent, so die Stadt. Dieser Wert ist etwas höher als im Bundes- oder Landesdurchschnitt, der bei 12,5 Prozent liegt. Doch auch dieser Sozialbericht erfasst nur die „Bürgergeld-Familien“. Vom Statistischen Landesamt gibt es andere Werte, die zeigen, dass fast jedes vierte Kind in Niedersachsen von Armut betroffen ist.
Verband fordert mehr Unterstützung
„Da Kinderarmut aus Elternarmut resultiert, müssen Alleinerziehende und Familien unterstützt werden“, sagt Kai Bursie, Regionalleiter des SoVD in Braunschweig. Forderungen des Verbandes sehen unter anderem einen Ausbau der Kinderbetreuung in Kitas und eine verlässliche Ganztagsbetreuung in Schulen vor, um den Eltern eine bessere Verdienstmöglichkeit zu geben. Auch die Vernachlässigung des sozialen Wohnungsbaus sei ein großes Problem, findet der Verband.
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Stärkung der Kinder- und Jugendhilfe, Abbau sozialer Chancenungleichheit im Bildungssystem und kostenfreie oder kostengünstige Freizeitangebote für von Armut betroffene Kinder sind weitere Punkte, die der SoVD fordert. Außerdem sei der lokale Umgang der Behörden mit den Betroffenen ein Punkt, an dem man unterstützen könne, so der Verband weiter. Betroffene könnten über das Bildungs- und Teilhabepaket besser informieren und die Antragstellung vereinfacht werden, fordert der Verband. „Die Stadtverwaltung ist hier auf vielen Gebieten bereits aktiv, aber die Bemühungen sollte man intensivieren“, so Bursie.