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Schoduvel Braunschweig: Anschlags-Angst? „Dann können wir einpacken“

Wie unbeschwert lässt sich der Braunschweiger Schoduvel 2025 nach all den Anschlägen auf unser freies Leben feiern? Jetzt sprechen die Verantwortlichen.

Die Polizei Praunschweig hat ihr Sicherheitskonzeot rund um den Schoduvel 2025 einmal mehr verschärft.
© picture alliance / Swen Pförtner/dpa

Schoduvel

So feiert Braunschweig Karneval

Brunswiek, helau! Oder doch nicht? Die schlimmen Anschläge der vergangenen Tage, Wochen und Monate in Deutschland sorgen vor dem 47. Schoduvel in Braunschweig für Gesprächsstoff: Wie (un)sicher ist so ein offener Umzug quer durch die Stadt? Wie unbeschwert kann ich mit meinen Kindern überhaupt feiern? Diese Fragen stellen sich die Menschen.

Die verantwortlichen Braunschweiger Karnevalisten und die Polizei nehmen die gesellschaftlichen Ängste sehr ernst – und antworten ganz konkret. Womöglich hat Braunschweig sogar einen „Vorteil“.

Schoduvel in Braunschweig: Sicherheit geht vor

Sicherheit wird beim Schoduvel 2025 in Braunschweig noch größer geschrieben als sowieso schon. Was machen die blutigen Taten in Solingen, Magdeburg, Aschaffenburg und München mit uns? Mit den Karnevalisten, aber auch mit den potentiellen Zuschauern?

Immerhin: Absagen aus purer „Anschlags-Angst“ habe es keine gegeben, sagen die Braunschweiger Karneval-Chefs Karsten Heidrich und Gerhard Baller. Sie glauben auch nicht, dass sich die Anschläge auf die Besucherzahl in Braunschweig auswirkt. „Da spielt das Wetter eine größere Rolle.“ Im Jahr nach der Pandemie seien rund 300.000 Leute dabei gewesen – „bei gutem Wetter gehen wir davon aus, dass wir das wiederholen können.“

Der Zugmarschall des Braunschweiger Karnevals, Karsten Heidrich (links), und der Ehrenzugmarschall, Gerhard Baller, stehen auf dem Balkon des Braunschweiger Altstadtrathauses.
Der Zugmarschall des Braunschweiger Karnevals, Karsten Heidrich (links), und der Ehrenzugmarschall, Gerhard Baller, stehen auf dem Balkon des Braunschweiger Altstadtrathauses. Foto: picture alliance/dpa

Ob die Stimmung unter den Karnevalisten komplett sorgenfrei ist, wollte News38 wissen. „Ich habe nichts anderes gehört bisher. Ich habe sehr viele Gespräche geführt. Vielleicht kommt da mal die Sicherheitsfrage, aber mehr auch nicht“, sagt Heidrich. Zumal seiner Meinung nach die ganzen Maßnahmen nach der Terrordrohung und dem abgesagten Schoduvel 2016 „helfen“ – Braunschweig sei daher weiter als andere Städte, was das Thema Sicherheit angehe.

„Wenn wir damit anfangen, können wir insgesamt als Gesellschaft zusammenpacken.“

Gerhard Baller

Ehrenzugmarschall Gerhard Baller findet wie immer klare Worte, wenn es um die Anschlagsgefahr geht: „Eine Trotzreaktion ist das jetzt nicht. Wir lassen uns unser Recht auf Karneval nicht begrenzen. Denn wenn wir damit anfangen, dann ist jegliche öffentliche Zusammenkunft ein Problem. Dann können wir insgesamt als Gesellschaft zusammenpacken. Wir fühlen uns stark genug und vertrauen der Polizei.“

Schoduvel: Polizei stockt auf

Apropos Polizei. Der Leiter des Polizeikommissariat Mitte, Jörn Paulsen, betont, wie wichtig Events wie der Schoduvel aus seiner Sicht sind – „auch wenn wir die Veranstaltung in diesem Jahr möglicherweise noch mal anders durchführen müssen als in den vergangenen Jahren.“ Wobei sich an der Sicherheitslage nichts verändert habe: Die Gefahr sei abstrakt, aber nicht konkret. „Wir haben alles diskutiert. Aber wir haben da keine entsprechenden Hinweise“, sagt er. „Es gibt keine belastbare Grundlage, die in irgendeiner Art und Weise eine Durchführung verbieten würde.“

Schoduvel 2025:

  • rund 130 Motivwagen und mehr als 5.000 aktive Teilnehmer
  • Start und Ziel: Europaplatz (12.40 Uhr)
  • Motto: „Leiwe Jecken, leiwe Lüe, et is mal weer Schoduvel-Tiet“

Natürlich glaube die Polizei Braunschweig an das zusammen mit dem Veranstalter und der Stadt erstellte Sicherheitskonzept: „Es wäre ja irrsinnig, nicht daran zu glauben. Insofern, auch wenn ich den Begriff nicht mag, sind wir da ‚ganz gut aufgestellt‘. Wir packen in diesem Jahr noch was drauf. Ziehen das Netz ein bisschen enger.“ Womöglich im wahrsten Sinne. Mehrfach betont Paulsen die Gefahr von Kleinwagen – und verweist auf den Anschlag in München. (Hier mehr dazu!) Auch der vorweihnachtliche Anschlag auf die Menschen in der Braunschweiger Partnerstadt Magdeburg sei natürlich ein Thema gewesen. „Wir waren zwar schon in der Vergangenheit gut vorbereitet, aber vielleicht nicht ganz so engmaschig wie jetzt.“

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Natürlich hätten alle Beteiligten sich überlegt „Was tun wir?“ – aber dann, seiner Meinung nach richtigerweise, entschieden, den Schoduvel durchzuführen. Die Polizei will mit mehr als 500 Einsatzkräften vor Ort sein. Mehr Kräfte und mehr Sperrungen ja – aber das soll möglichst unbemerkt am Schoduvel-Besucher vorbeigehen. Dazu kommen noch Dutzende Sicherheitsdienstmitarbeiter. Die Besucher sollen davon möglichst wenig mitbekommen. Präsenz ja. Mehr nicht. Im letzten Jahr habe das laut Feedback ganz gut geklappt, sagt Paulsen. „Wir sind halt auch Bestandteil des Schoduvels. Wir fügen uns da möglichst zurückhaltend ein.“ Die Waffenverbotszone in Braunschweig wird übrigens nicht erweitert. Aber natürlich gilt unter anderem an den bekannten Stellen – am Bohlweg – das „Glasbehältnisverbot“.

Wo sich Polizei und Veranstalter einig sind – beziehungsweise wohl oder übel einig sein müssen – ist die Tatsache, dass es niemals „eine hundertprozentige Sicherheit geben kann.“ Andernfalls hätte man den Schoduvel komplett absagen müssen.
So aber soll der größte Karnevalsumzug Norddeutschlands am Sonntag vor Rosenmontag (2. März) durch die Innenstadt ziehen.


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2025 biegt die Strecke vom Bohlweg aus in den Waisenhausdamm ab und führt von dort aus über die Friedrich-Wilhelm-Straße zurück zur VW-Halle. Insgesamt schlängelt sich der „Narrenlindwurm“ knapp vier Stunden lang durch die Straßen Braunschweigs.