Meinersen.
Ein Mann aus dem Kreis Gifhorn leidet an einer Lungenkrankheit. Als wäre dies nicht schon schlimm genug, stellt die Corona-Pandemie den 56-Jährigen vor ganz neue Herausforderungen.
Was er im Kreis Gifhorn und drumherum seit Wochen und Monaten erlebt, gleicht einem Corona-Spießrutenlauf. Im doppelten Sinn…
Kreis Gifhorn: Mann aus Meinersen ist frustriert
Denn einerseits muss der Vorerkrankte aufpassen, sich nicht mit Covid-19 anzustecken. Eine Infektion wäre für ihn sehr gefährlich. Andererseits ist er durch seine Krankheit von der Maskenpflicht befreit – und hat schon mehrere Anfeindungen erlebt.
„Ich wurde sogar schon vier Mal aus Läden geworfen“, erzählt der 56-Jährige, der lieber anonym bleiben möchte, news38.de. Unter anderem sei er aus einem Möbelhaus und einem Elektronikfachmarkt geflogen, obwohl er sein Attest immer dabei habe.
Dagegen vorgehen könne man leider nur mit einem Behinderten-Ausweis, sagt er. „Das ist eine Lücke, die die Politik schließen muss!“ Das Hausrecht sei sehr wohl ein hohes Gut, aber so bringe ihm die Maskenbefreiuung nichts. Hier müsse der Gesetzgeber nachjustieren.
+++ Corona-Lockdown: DIESE Geschäfte machen jetzt dicht – und diese bleiben auf +++
Er könne sein Attest, das news38.de vorliegt, immer vorzeigen und habe auch nichts zu verbergen. Aber: „Was nutzt einem die ärztliche Befreiung, wenn sie die Leute nicht interessiert?“ Schlimm findet er als Betroffener auch den florierenden Online-Markt gefälschter Atteste: „Das ist kontraproduktiv hoch drei!“
„Das schlägt total auf die Psyche!“
Der 56-Jährige fühlt sich diskriminiert und ausgegrenzt. Allein durch die kritischen Blicke der Menschen: „Das schlägt total auf die Psyche! Man fühlt sich wie ein Schwerverbrecher. Man wird angesehen, als ob man vom Mars kommt!“ Kommt er aber nicht, sondern aus Meinersen.
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Er wolle in der Corona-Krise gern die hiesigen Läden unterstützen und nicht alles online bestellen. Aber einfach werde es ihm nicht gemacht, klagt er. „Ich gehe schon mit eingezogenem Kopf in die Geschäfte… Aber ich muss doch auch am Leben teilnehmen dürfen!“
Coronavirus: Wie sinnvoll sind Visiere?
Ganz schlimm finde er, wenn Mitarbeiter ihm ein Visier anbieten. Er hat große Zweifel daran, dass diese – bereits getragenen und oft nur spärlich desinfizierten – Plastik-Visiere steril sind. „Das ist doch ein weiterer Keimherd. Egal, ob Corona oder etwas anderes – ich möchte mir nichts einfangen!“
Teilweise seien sie im Stirn-Bereich mit Schaumstoff gepolstert. „Da kann ich mir erst recht nicht vorstellen, dass so etwas sicher gereinigt werden kann.“ Und: Man stelle sich vor, man bekäme im Laden eine – getragene? – Stoffmaske angeboten…
Zu gerne würde er so ein Visier mal im Labor untersuchen lassen… Generell glaubt der 56-Jährige nicht, dass Visiere wirklich vor einer Corona-Ansteckung schützen. Wenn, dann wolle er aber neue und noch eingeschweißte Visiere bekommen, bestenfalls zertifiziert.
Immerhin gebe es auch positive Beispiele. „Manche Mitarbeiter sind wirklich nett und haben Verständnis. Inzwischen weiß ich auch, wo ich hingehen kann – und wo nicht“, sagt er.
Kreis Gifhorn: Mann aus Meinersen appelliert an Gesellschaft
Der 56-Jährige betont im Gespräch immer wieder, dass er sich der Brisanz der Corona-Pandemie komplett bewusst ist. Er nehme das Virus sehr ernst und halte stets „gebührend Abstand“. Auch die Maskenpflicht halte er für sinnvoll.
Er wolle schlichtweg an die Gesellschaft appellieren. Und Menschen, denen es so geht wie ihm, Mut machen – „man ist ja nicht allein“. Gleichzeitig hofft er, dass die Politik etwas verändert. „So macht es jedenfalls keinen Spaß mehr“, sagt der 56-Jährige aus dem Kreis Gifhorn.
Lockdown kommt – Maskenpflicht bleibt
Am Mittwoch müssen die Läden wegen des verschärften Lockdowns zwar erst einmal schließen. Aber: Dem Lungenkranken geht es ums Prinzip. Zumal uns die Maskenpflicht ja auch noch eine Weile begleiten dürfte… (ck)