Schaurige Halloween stehen dir bevor – denn der Krimi „Polizeiruf 110“ hat seinen Drehort in den Harz verlagert.
In gruseliger Kulisse findet ein mysteriöser Mord im Harz statt. Die Ermittler kommen an ihre Grenzen. Doch lohnt sich das Einschalten am Sonntagabend auch wirklich?
„Polizeiruf 110“ dieses Mal im Harz
Wo kann man besser Halloween feiern als im Harz?! Als Hexen und Teufel Verkleidete treiben ihr Unwesen, Feuer brennen und die Menschen trinken, tanzen und singen. Am nächsten Tag wird nahe dem fiktiven Ort Thalrode eine Leiche gefunden. Die Tote wurde gefoltert und auf einer Art Scheiterhaufen verbrannt. Ihr Schädel ist nicht mehr intakt, er wurde mittels Druck zertrümmert. „Man sieht ja so einiges in seinem Berufsleben, aber das hier übertrifft alles“, kommentiert Rechtsmediziner Manfred Muser (Hennig Peker) das ebenso grauenvolle wie ungewöhnliche Bild. „Ja, man sieht so einiges, was man nicht sehen möchte“, antwortet Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen).
Das sind die ersten Szenen der neuen Folge „Hexen brennen“ des „Polizeiruf 110“ aus Magdeburg, der am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten gezeigt wird. Das Drehbuch schrieb Wolfgang Stauch, Regie führte Ute Wieland. Sie hat bereits für die im Juli ausgestrahlte Folge „Black Box“ die Anweisungen gegeben.
Die Dreharbeiten verlagerten sich aus der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt in den Harz, wo unter anderem die Fachwerkstadt Wernigerode als Kulisse genutzt worden war. Für die Ausstrahlung wurde – thematisch passend – der Sonntag vor Halloween gewählt. Das Gruselfest wird vom 31. Oktober auf den 1. Oktober mit Umzügen, Kostümen und leuchtenden Kürbisgesichtern gefeiert.
Harz: „Sie ist tot und ich koche“
Die ledige und kinderlose Tote heißt Tanja Edler und ist die Tochter einer Harzer Gastronomin und Hotelbesitzerin. Eine Rückkehrerin, die das Geschäft in Kürze übernehmen sollte. Die sonderbare Familie bietet Brasch erste Ermittlungsansätze auf dem Präsentierteller. Vor allem das angespannte Verhältnis von Bruder Reiko (Pit Bukowski) und der Mutter (Gabriela Maria Schmeide) wirft viele Fragen auf. Reiko ist Koch und verarbeitet die Nachricht vom Tod der kleinen Schwester mit dem Zubereiten von „Hexensuppe“. „Sie ist tot und ich koche“, sagt er scheinbar kaltschnäuzig.
Im Zuge der von reichlich konstruierten Gruselmomenten und ein bisschen zu viel Harz-Mystik durchzogenen Ermittlungsarbeit von Brasch und dem zur Unterstützung anrückenden Kriminalrat Uwe Lemp (Felix Vörtler) geraten der Inhaber des Ladens „Hexenbösen“, Paul Kopp (Helgi Schmid), und dessen Vater Georg (Hermann Beyer) ins Visier. Der Junior war mit der Toten intim und er kennt sich mit mittelalterlichen Folterwerkzeugen aus. Tanja Edler hatte sich gegen das gemeinsame Kind entschieden – offenbar ohne Absprache. Brasch merkt sofort, dass bei ihm viel Enttäuschung, Kränkung und Verletztheit im Spiel ist. Aber hat er deswegen getötet?
Und was haben der alteingesessene Arzt Hans Petersen (Michael Schweighöfer) und eine Gruppe spiritueller Frauen mit Tanja und ihrem Tod zu tun? Ihr gehörte auch die Ärztin Peggy Sasse (Yvonne Johna) an. Sie stirbt kurz nach Tanja Edler in der kargen Harz-Landschaft, Touristen finden die ebenfalls gefolterte Leiche. Auch Peggy Sasse war kinderlos, ledig und erfolgreich.
Kritik am Harz-Krimi
Brasch ahnt, dass das von ihr bereits bemerkte, tief gespaltene Verhältnis zwischen den Frauen und Männern im Ort hinter den Tötungsverbrechen und Inszenierungen stecken könnte. Die einen verarbeiten die Spannungen am Stammtisch, die anderen mit Hexenritualen im Wald.
Schon gesehen?
„Der weiße, alte Mann hat Angst“, sagt Brasch zu Lemp. „Und das reicht aus, um hier ermordet zu werden? Das ist hier die große Hexen-Show“, entgegnet Lemp flapsig. „Ich glaube nicht an Hexen, aber ich glaube an jemanden, der an Hexen glaubt. Dieser Ort hat eine merkwürdige Energie“, erwidert Brasch. Das Ermittlerduo will zum Kern des Zerwürfnisses zwischen Männern und Frauen vordringen, um den Täter zu überführen. „Alles wird gut“, wird Lemp später zu dem festgenommenen Mörder sagen. „Im Rahmen der Möglichkeiten.“
In „Hexen brennen“ vermischen sich Hexenkult, Mythen, Sagen und die Inquisition auf eine gewöhnungsbedürftige Art miteinander. Die Suche nach dem Mörder zweier Frauen driftet oft ins Schrullige, das dem zweifellos aufwendig, detailreich und mutig inszenierten Krimi die Spannung stiehlt. Der tiefe Griff in die Okkultismus-Kiste und die überspitzte Darstellung eines dörflich geprägten Mann-Frau-Zerwürfnisses dürfte einigen Krimi-Fans etwas zu viel sein. (dpa/red.)