Es ist tiefster Winter im Harz und die Anwohner machen sich in den frühen Morgenstunden mit dem Auto auf den Weg zur Arbeit.
Damit das unfallfrei gewährleistet wird, arbeitet der Winterdienst im Harz auf Hochtouren. Aber wie hart ist der Arbeitsalltag eigentlich wirklich? News38 hat beim Winterdienst in Clausthal-Zellerfeld nachgefragt, und die Antworten sprechen Bände.
Harz: Teamwork macht es möglich
Es ist Punkt zwei Uhr nachts. Während die meisten Menschen friedlich in ihren Betten liegen, werfen zwei Arbeiter des lokalen Winterdienstes einen Blick nach draußen. Wie sind die Straßenverhältnisse? Schneit es, friert es, regnet es? Auf der Grundlage werden die nächsten Schritte entschieden. Für die Winterdienstmitarbeiter der Eigenbetriebe in Clausthal-Zellerfeld herrscht Hochbetrieb, denn sind dafür zuständig, den Straßenverkehr innerhalb der Ortschaft zu gewährleisten.
„Normalerweise läuft es so ab, wir haben Temperaturen, die um den Gefrierpunkt liegen, dann schicken wir schonmal unsere Vorarbeiter raus“, erklärt Betriebsleiter Bernd Fischer. Nach Begutachtung der Lage fahren dann die Streudienstfahrer um 4 Uhr morgens zuerst raus. Sollte es schneien, kommen die Pflüge zum Einsatz. Gegen 6 Uhr morgens kommen dann die weiteren Arbeiter und helfen mit. „Das organisieren die aber schon lange sehr eigenständig. Die wissen, welche Teams gut zusammenarbeiten, wer was wo zu tun hat“, sagt Fischer und ergänzt: „Wir sind 24/7 verfügbar.“
Harz: Mit den Jahren hat sich eine Routine entwickelt
Die Vorbereitungsphase beginnt schon Monate im Voraus – von Spontanität ist da keine Rede. „Wir bereiten uns da sehr intensiv schon ab August vor“, sagt Fischer, dann werde geschaut, welche Geräte vorhanden sind und wo Reparaturbedarf besteht. Im September bespricht sich das Personal, wer wo eingesetzt werden kann und ab dem 1. November ist es dann so weit: Der Betrieb schaltet auf Winterdienst um.
Natürlich kommt es dabei auch auf das Wetter an. Laut Fischer hat der Betrieb im Laufe der Jahrzehnte mit einem Blick auf verschiedene Wetterstationen ein gutes Gespür dafür entwickelt, wie die Lage ist, „soweit sogar, dass wir relativ auf die Stunde genau sagen können, welches Wetter wir kriegen“. Übermütig wird er dabei nicht. „Ich treffe lieber einmal eine Fehlentscheidung fürs Streuen, als wenn ich einmal eine Entscheidung fürs Nicht-Streuen treffe“, erklärt er. Trotz dieser Gewissenhaftigkeit bekommt der Betrieb viel Abneigung zu spüren.
Harz: Beschwerden mehrmals täglich
Bis zu 120-mal am Tag klingelt das Telefon in der Zentrale. „Die beschweren sich dann, mit den seltsamsten Geschichten. Da kann man schon gar nicht mehr drüber lachen“, sagt Fischer und ergänzt, dass seinen Leuten vorgeworfen wird, nicht richtig zu arbeiten. Das sei seiner Meinung nach Schwachsinn. „Ich habe hier hoch qualifizierte Leute mit technisch gut ausgerüsteten Fahrzeugen“, sagt er. Ihr Job sei es nicht, Hof- und Garageneinfahrten freizuhalten, sondern den Straßenverkehr zu gewährleisten. (Wohunungseigentümergemeinschaften und Hausbesitzer sind selbst dafür verantwortlich, dass auf ihrem Grundstück niemand zu Schaden kommt und müssen demnach selbst den Schnee räumen und streuen, Anm. d. Red.).
Das verstehen die Menschen in vielen Fällen nicht, wodurch es zu ungünstigen Situationen kommt. „Wir stellen eine sogenannte Winterbeschilderung auf, wo wir in gefährdeten Bereichen – wie Feuerwehreinfahrten – Halteverbotsschilder mit der Zeit von 0 bis 6 Uhr morgens aufstellen. Weil in der Zeit wir dann ja auch räumen. Leider Gottes gibt es dann immer wieder Leute, die meinen, diese Halteverbotsschilder zu ignorieren“, sagt der Betriebsleiter.
Harz: Zum Abschleppen zu „bürgerfreundlich“
In so einem Fall stellen die Arbeiter kleine rote Fähnchen auf die schneebedeckten Autos, mit dem Appell: „Bitte entfernen Sie ihr Fahrzeug, sie behindern die Schneeräumung“. Aber auch diese Maßnahme ignorieren manche Anwohner und schmeißen die Fähnchen einfach runter. „Da geht mir dann die Hutschnur hoch, wenn ich sowas sehe“, sagt Fischer.
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Die Autos abschleppen zu lassen, sei aber trotzdem kein Thema für den Betriebsleiter. „Wir sind zu bürgerfreundlich, wir möchten nicht abschleppen“, sagt er und ergänzt, dass die Menschen ihre Autos dann im nächsten Ort – Goslar – abholen müssten, was ziemlich teuer werden kann. „Das wollen wir vermeiden und deswegen stellen wir diese Winterbeschilderung auf.“
Harz: Hassen Winterdienstmitarbeiter den Schnee?
Neben den vielen Beschwerden zeigen sich viele Anwohner auch dankbar. „Da freut man sich natürlich drüber. Es gibt hier auch Leute, die kommen mit einem Präsentkorb an und bedanken sich für den guten Winterdienst“, sagt der Betriebsleiter.
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Auf die Frage, ob ihm der Schnee mit der Zeit auf die Nerven gehe, antwortet er schmunzelnd: „Ich habe nichts gegen Schnee. Ich sehe das aus der Betriebsleiterwarte: Jeder Tag, an dem ich meine Autos rausschicken muss, ist ein guter Tag, weil das muss ich dann ja auch abrechnen und da gibt es Geld für“. Im Harz habe es laut Fischer zweimal im Winter 2024/2025 geschneit – der Winterdienst ist für dieses Jahr also sicher nicht beendet.