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Harz: Wanderer völlig fassungslos – „Hier wird der Wald zerstört!“

Der Anblick von einem „zerstörten Wald“ im Harz verschlägt einigen Wanderern die Sprache. Was hat es damit auf sich?

© IMAGO/Zoonar

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Verwunschene Pfade, dichte Wälder und die Aussichtsplattformen mit unvergesslichem Blick: Durch seine besonderen Ziele lockt der Harz viele Wanderer und Touristen an.

Eine Sache zerstört diese unberührte Kulisse allerdings und bereitet den Anwohnern und Touristen Sorge. Ihnen fallen immer wieder große Schäden im Wald auf. Geschehen diese mutwillig? Wer ist dafür verantwortlich? News38 hat nachgefragt.

Harz: „Todeskandidaten“ zerstören den Wald

Es ist ein erschreckendes Bild, das den Touristen im Westharz geboten wird. Tiefe Furchen schlängeln sich durch die Wege im Harz. Zentimetertief. Es mag fast wie mutwillige Zerstörung wirken. Tatsächlich handelt es sich dabei aber tatsächlich um eine notwendige Aufgabe.

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Große Baumfällmaschinen verrichten hier sogenannte „saubere Waldwirtschaft“, wie der Sprecher der Landesforsten Niedersachsen-Süd, Michael Rudolph, gegenüber News38 betont. Er erklärt weiter, dass man kranke Bäume entferne, die von Borkenkäfern befallen sind und dadurch weiteren Baumbefall verhindern.

Wegen der tonnenschweren Last dringen die Maschinen dabei tief in die Erde. Schäden am Waldboden können somit fast nicht verhindert werden. Das bestätigt auch der Experte. „Das ist nicht mehr rückgängig zu machen, wenn man mit den Maschinen arbeitet“, sagt Rudolph.

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Allerdings versuchen die Förster den Boden so gut es geht zu schützen. Beispielsweise sei es laut dem Sprecher Vorschrift, dass die Maschinen nur auf markierten Wegen fahren. Außerdem seien die Förster im engen Kontakt mit Experten und die Maschinen würden technisch immer weiterentwickelt.

Der größte Einsatz geschah zwischen 2018 und 2023. 35.000 Hektar Waldfläche wurde abgeholzt, weil die Borkenkäfer, von Rudolph auch „Todeskandidaten“ genannt, sich extrem schnell vermehrt haben. „Zwei Drittel des Westharzes sind in dieser Weise entwaldet“, erklärt er und ergänzt: „Den Wald gibt es so gar nicht mehr, der ist weg. Wir fangen bei null an und pflanzen den wieder neu an.“ Bis die Pflanzen gedeihen, dauere es allerdings auch seine Zeit. „Die Wiederaufforstung geht noch über Jahre und Jahrzehnte weiter“, sagt der Sprecher.

„Es wäre ein Schnitt ins eigene Fleisch“

So ein großer Einsatz sei laut Rudolph nicht üblich. Normalerweise seien die Maschinen nur alle 10 bis 20 Jahre im Einsatz. „Dazwischen ist in dem Gebiet komplett Ruhe und der Wald kann sich regenerieren. Die Befahrung findet nur in einem großen Intervall statt, indem der Wald alle paar Jahre gepflegt durchforstet wird“, erklärt der Sprecher weiter. Wenn es dann mal wieder so weit ist, fällt das den Wanderern direkt ins Auge.

„Einmal in 10 Jahren erleben sie dann so ein Bild“, sagt Rudolph. Dann würden sie erschrocken reagieren, weil der Wald, den sie seit mehreren Jahren erleben, plötzlich durch Maschinen verändert wurde. „Das führt dann zu Betroffenheit“, so der Sprecher. „Und dem Gefühl, dass der Wald zerstört wird“. Rudolph selbst müsse sich deswegen auch manchmal um Beschwerden kümmern.


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„Wir haben schon Begehungen mit den Anwohnern gemacht und unsere Arbeit erläutert.“ Rudolph und sein Team zeigen, wie der Wald in mehreren Jahren aussieht, wenn er sich wieder regeneriert hat. Er möchte den Menschen klarmachen: „Kein Waldbesitzer macht das vorsätzlich“. Ein gesunder Boden sei wichtig, um den Wald zu ernähren. „Es wäre ein Schnitt ins eigene Fleisch, wenn wir ihn zerstören“, sagt er.

Deshalb müssten sie auch die strikten Auflagen befolgen. Damit der Harz auch in Zukunft für viele Menschen attraktiv bleibt, und selbst als starkes Ökosystem bestehen bleibt.