Noch immer ist der neuerliche Großbrand im Harz nicht unter Kontrolle. Er gilt mittlerweile als einer der größten der letzten Jahrzehnte. Auf nunmehr 150 Hektar (1,5 Quadratkilometer) haben sich die Flammen am Brocken ausgebreitet. Hunderte Einsatzkräfte kämpfen seit dem Samstag gegen die Flammen. Am Montag rückten wieder um die 200 aus.
Ab dann wurde der Großbrand im Harz auch mit verstärkten Kräften aus der Luft bekämpft. Dafür kamen auch zwei Flugzeuge aus Italien zum Einsatz, die am Tag zuvor am Flughafen Braunschweig eingetroffen waren. Derzeit hoffen alle auf den erlösenden Regen.
Feuerwehrmann bei Brocken-Brand im Harz verletzt
Mit zwei Löschflugzeugen und diversen Hubschraubern wird der Waldbrand am Brocken seit Montag verstärkt aus der Luft bekämpft.
Bei den Löscharbeiten wurde ein Feuerwehrmann schwer verletzt, als es zu einer Verpuffung an einem technischen Gerät kam, wie ein Sprecher des Landkreises Harz am Montagabend mitteilte. Er wurde mit einem Rettungshubschrauber ins Brandverletztenzentrum Bergmannstrost Halle geflogen.
Harz: Unterstützung aus Italien trifft ein
Bei den italienischen Flugzeugen handelt es um zwei Löschflugzeuge des Typs „Canadair CL-415“, wie der Flughafen mitteilt. Sie sind am Sonntagabend in Braunschweig gelandet. Wie genau sie eingesetzt werden, stand erst nach dem Briefing mit den deutschen Wehren am Montag fest, so der Flughafen weiter. Die Dauer ihres Einsatzes war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen.
Die Maschinen können Wasser im sogenannten „Gleitflug“ aufnehmen und sofort wieder durchstarten. Auf diesem Weg „tanken“ sie bis zu 6.000 Liter in kürzester Zeit. Die Flugzeuge werden eine wichtige Waffe zur Bekämpfung des Feuers im Harz sein.
Dass die Unterstützung aus der Luft so wichtig ist, liegt an dem schwer zugänglichen Gelände. Laut der Freiwilligen Feuerwehr Wernigerode zeigte die Luftbrandbekämpfung am Montagabend erste Erfolge – dem gilt aber dringend anzuknüpfen! Deshalb wurden auch die luftgebundenen Einsatzmittel für Dienstag organisiert.
Inzwischen wurden 2,8 Millionen Liter Wasser auf die Brandstelle aufgetragen. Der Concordia See bleibt weiterhin für Touristen gesperrt, da dort ab Dienstagmorgen wieder neue Flugoperationen vorbereitet werden.
Mehr Hubschrauber im Harz im Einsatz
Ab Tagesanbruch wurden am Montag auch mehr Hubschrauber am Brocken eingesetzt. Zuvor war am Berg eine Flugverbotszone für den zivilen Luftverkehr eingerichtet worden. Es handelt sich um schwer zugängliches Gelände im Nationalpark Harz, auf dem viele abgestorbene Fichten stehen. Am Sonntag hatten fünf Löschhubschrauber im Kampf gegen die Flammen geholfen.
Das Feuer war am Samstag gegen 14.30 Uhr am sogenannten Goetheweg in der Nähe des Aussichtspunktes Goethebahnhof entdeckt worden. Die Brandursache ist noch unklar. Der Goetheweg zum Brocken gilt als einer der meistfrequentierten Wanderwege im Nationalpark Harz.
Am frühen Montagmorgen gaben die Behörden dann bekannt, dass sich das Feuer über Nacht zunächst nicht weiter ausgebreitet hat. Die Löschflugzeuge und -hubschrauber sollten etwa gegen 9.00 Uhr erneut abheben, um das Feuer zu löschen, teilte ein Sprecher des Landkreises Harz mit.
Harzwasserwerke geben Okertalsperre für Löschwasser frei
Dafür konnten sie ab Montagmorgen auch die Oker- und Odertalsperre zum Betanken anfliegen. Diese wurden von en Harzwasserwerken nach eigenen Angaben für die Löscharbeiten zur Verfügung gestellt.
„Aktuell fliegen vier bis fünf Löschhubschrauber die Okertalsperre an, da diese näher zum Brandgebiet liegt“, sagte Pressesprecherin Marie Kleine. „Unsere Mitarbeiter haben die Wasserfläche bereits am Wochenende geräumt und überwachen die Entnahme.“ Da das aber technisch anspruchsvoll sei, bitte man die Besucher im Harz, den Bereich weiträumig zu meiden, so die Pressesprecherin weiter.
Eine Gefahr für die Trinkwasserversorgung bestehe durch die Maßnahme nicht, heißt es.
Mehr als 300 Einsatzkräfte kämpfen gegen Flammen im Harz
Die Freiwillige Feuerwehr Wernigerode hat am Montagnachmittag eine aktuelle Lagemeldung bekannt gegeben: Derzeit würden sich circa 300 Einsatzkräfte aus dem Harz an den Löscharbeiten beteiligen. Für die Abendstunden sollen weitere Kräfte des Katastrophenschutzes Fachdienst Brandschutz West eingesetzt werden.
Außerdem wurde im Bereich Elend der mobile Flugplatz verstärkt und vier mobile Tankstellen aufgebaut. Die Harzer Schmalspurbahn (HSB) unterstützt die bodengebundene Brandbekämpfung mit drei Kesselwagen.
Die Polizei sperrte die Ortslage Schierke komplett ab. Urlaubsgäste konnten aber dennoch ihre Unterkunft erreichen, allerdings mussten sie sich vorab bei den Beamten melden.
Landrat ruft Katastrophenfall aus
Landrat Thomas Balcerowski (CDU) rief am Sonntagvormittag den Katastrophenfall aus (News38 berichtete. Hier mehr dazu). Der Landkreis Harz ging zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass die Löscharbeiten mehrere Tage dauern werden.
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Unter anderem gab es Unterstützung von der Bundeswehr, der Bundespolizei, der Landespolizeien Sachsen-Anhalt und Niedersachsen sowie des Technischen Hilfswerks (THW). Mehrere Hundert Einsatzkräfte halfen. Das Innenministerium in Magdeburg dankte allen, die unermüdlich im Einsatz sind, um den Waldbrand einzudämmen.
Das Brockenplateau, auf dem sich unter anderem ein Hotel und ein Bahnhof befinden, wurde am Samstag evakuiert. Bis auf Weiteres bleibt es für Besucher gesperrt, ebenso die Wanderwege in der Gegend. Die Harzer Schmalspurbahnen, die mit ihren Zügen auf den Brocken fahren, haben den Betrieb dorthin eingestellt. (dpa/red.)