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Ex-RTL-Star Joyce Ilg macht trauriges Geständnis: „Das war nur eine Fassade“

Die frühere RTL-Schauspielerin und Influencerin Joyce Ilg macht in ihrem neuen Buch auf ein Thema aufmerksam, das keinen kaltlässt.

© IMAGO/Panama Pictures

RTL: So fing beim Sender alles an

Der private TV-Sender RTL ging am 2. Januar 1984 in Deutschland auf Sendung. Damals hieß der Sender RTL plus. Die Abkürzung „RTL“ leitet sich aus der Bezeichnung „Radio Television Luxembourg“ ab. Der TV-Sender entstand als Ableger des deutschsprachigen Radioprogramms „Radio Luxemburg“.

Joyce Ilg (41) ist vielen durch ihre Schauspielrollen bei RTL in Serien wie „Alles was zählt“ und „Unter Uns“, beim ZDF -„Traumschiff“ und „Wilsberg“ sowie durch die BR-Serie „Dahoam is Dahoam“ bekannt.

Doch besonders präsent ist sie in den sozialen Medien, wo sie auf YouTube mit 1,2 Millionen und auf Instagram mit 1,8 Millionen Followern eine riesige Fangemeinde begeistert. Mit humorvollen und tiefgründigen Videos und Fotos spricht die 41-Jährige wichtige Themen an und gewährt Einblicke in ihr Leben.

Nun aber, am 11. März, veröffentlichte Joyce ihr zweites Buch „Hätte ich das mal früher gefühlt“, in dem sie sich mit den Themen „Selbstliebe“ und „achtsamer Umgang mit anderen“ beschäftigt.

Im exklusiven Interview mit „DER WESTEN“ sprach Joyce Ilg über ihr neues Buch, ihre Karriere und teilte ihre Gedanken zum Thema „Eine gesunde Beziehung zu sich selbst und zu anderen.“

Ex-RTL-Star Joyce Ilg im Exklusiv-Interview

Der Westen: Schauspielerin, Moderatorin, Synchronsprecherin, Komikerin, Model, Webvideoproduzentin und Autorin – du bist so facettenreich! Bei welchem Job fühlst du dich am wohlsten?

Joyce Ilg: Da ich ein Mensch bin, der die Balance zwischen Trubel und Rückzug/Ruhe liebt, ist die Kombination meiner verschiedenen Berufe perfekt für mich. Als Schauspielerin bin ich z.B. immer unter vielen Menschen, aber als Autorin sitze ich alleine zu Hause an meinem Laptop und schreibe stundenlang. Ich liebe beides sehr und ich glaube, es ist für mich eine gesunde Mischung.

Seit dem 11. März 2025 ist dein neues Projekt, dein Buch „Hätte ich das mal früher gefühlt“ veröffentlicht worden. Dabei geht es um Selbstliebe und den achtsamen Umgang mit anderen. Warum ist dir das Thema so wichtig?

Mir liegt das Thema so am Herzen, weil ich gerne selbst viel früher gelernt hätte, gut mit mir und meinen Gefühlen umzugehen. Doch leider wurde es mir weder in der Schule noch zu Hause beigebracht – was ja leider den meisten Menschen so geht. Gerade die Generation meiner Eltern und Großeltern hätte da ein bisschen lieb gemeinte Nachhilfe nötig. Es ist wichtig, diesen Teufelskreis endlich zu durchbrechen und den nachfolgenden Generationen dieses Wissen frühzeitig an die Hand zu geben, sodass sie ganz intuitiv von klein auf einen guten Umgang mit sich selbst lernen können.

Da das Thema in der Schule immer noch viel zu stiefmütterlich behandelt wird, habe ich dieses Buch geschrieben. Damit viel mehr Menschen endlich den Ballast aus ihrem Rucksack packen können, den sie schon so lange mitschleppen. Und in dem Buch geht es ja noch um so viel mehr, nämlich auch das Miteinander. Wie kann ich echt sein vor anderen, gute Freundschaften pflegen, konstruktive Kommunikation im Job leben, alte Familienmuster auflösen oder eine liebevolle Partnerschaft mit tiefer Verbundenheit führen.

Buchcover von Joyce Ilgs neuem Werk „Hätte ich das mal früher gefühlt!“ Foto: Joyce Ilg

Nimm uns mit auf deine persönliche Reise. Hatte dein jüngeres Ich auch mit Selbstwertproblemen und Zweifeln zu kämpfen?


Oh ja, sogar sehr. Ich trug als Kind in der Schule beispielsweise für vier Jahre ein dickes, weißes Plastik-Korsett wegen meiner Skoliose (Wirbelsäulenverkrümmung). Es sollte die Knochen an bestimmten Stellen im Wachstum gerade drücken. Daher war es auch sehr unförmig und sah nicht aus wie diese hübschen Corsagen, die es gibt. Dafür wurde ich von meinen Mitschülern ausgelacht, weil es eben auch komisch aussah.

Weil ich mich so sehr geschämt habe, habe ich versucht, mitzulachen. Doch das war nur eine Fassade. Innerlich war ich traurig und einsam. Da ich das nicht gezeigt habe, haben selbst meine Freundinnen mitgelacht. Wundervolle Menschen, die nicht wussten, dass es mich verletzt. Wäre ich offen damit umgegangen, hätten sie hinter mir gestanden und mich unterstützt.

Auch mit meinen Eltern habe ich nie darüber gesprochen, wie es mir ging. Leider. Ich habe mein Inneres aus Unwissenheit darüber, wie gut es tut, sich mitzuteilen, alleine gelassen. Mir hat ja auch nie jemand erklärt, wie es geht und dass wir uns eigentlich dadurch schützen können, statt uns verletzbar zu machen.

Welche Entscheidungen würdest du heute anders treffen?

Die oben erwähnte zum Beispiel. Ich würde offen darüber sprechen, was es mit mir macht. Allein meine Eltern hätten dann für mich da sein können. Doch ich habe mich leider niemandem anvertraut. Es macht mich so traurig, dass es wahrscheinlich so vielen Kinderherzen da draußen so geht. Weil ihnen niemand sagt, wie man sich nicht mehr so alleine fühlt.

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Was braucht es für eine gesunde Beziehung zu sich selbst?

Da wir alle so viel in unserem Rucksack des Lebens an Erfahrungen und Emotionen mit uns rumschleppen, die unser Leben beschweren, unsere Reaktionen und Handlungen bestimmen, braucht es in allererster Linie ein Bewusstsein dafür. Was schleppe ich eigentlich an Glaubenssätzen und ähnlichem schon so lange mit mir rum? Wie fühle ich mich heute und wieso?

Solche Fragen sind im Alltag ganz wichtig, denn wir funktionieren oft so lange bis Gefühle wie Überforderung so groß sind, dass wir sie nicht mehr übersehen können. Mit mehr Aufmerksamkeit unserem Herzen gegenüber könnten wir Gefühle viel früher bemerken und etwas für sie tun. Mit Aufmerksamkeit ist ihnen auch schon sehr geholfen. Sie wollen nämlich zuallererst überhaupt einmal gesehen und beachtet werden.

Du machst oft auf die Gefahren von Social Media aufmerksam. Bist du froh, dass es in deiner Jugend nicht existierte?

Fast alles hat Vor- und Nachteile. Was Social Media angeht, müsste in meinen Augen auch ein guter Umgang mit solchen Plattformen in der Schule gelehrt werden. Auf der einen Seite denke ich, dass Social Media mir hätte damals helfen können, mich mit meinen Sorgen nicht so alleine zu fühlen, denn zum eben erwähnten Thema Skoliose gibt es dort so viel zu finden und Menschen teilen offen ihr Leben mit einem Korsett. Da hätte ich gesehen, dass ich damit doch nicht so alleine bin wie ich dachte.

Andererseits hätte ich dann auch die vielen wunderschönen, gephotoshopten, vermeintlich perfekten, jungen Frauen gesehen, mit denen ich mich dann verglichen hätte. Und ich fand mich zu der Zeit alles andere als schön. Das hätte mich wahrscheinlich noch mehr runtergezogen.

Bekommst du viel Hate Speech auf Social Media zu spüren? Wie gehst du damit um?

Viel würde ich nicht sagen. Aber natürlich sind auch immer mal hasserfüllte Kommentare dabei. Ehrlich gesagt zeigt mir das nur noch mehr, wie wichtig es wäre, dass Menschen lernen würden, mit ihren Gefühlen umzugehen. Ich versuche schon seit meiner Kindheit, menschliches Verhalten zu analysieren. Social Media gibt mir da viel Futter für mein Hobby (lacht). Ich versuche daraus auch zu lernen, was ich in meiner Kommunikation anders machen kann oder woher der Frust in der Gesellschaft rührt.

Was war das schlimmste Erlebnis?

Am schlimmsten ist es für mich immer gewesen, wenn ich mich missverstanden gefühlt habe. Und das kam oft vor, denn ich wusste auch lange nicht, wie ich mich so sichtbar machen kann, dass man versteht, wer und wie ich wirklich bin. Aber daran habe ich fleißig gearbeitet und es funktioniert mittlerweile ganz gut.

Sehnst du dich deswegen manchmal nach einem Social-Media-Detox oder gar nach einem Rückzug?

Ich ziehe mich phasenweise immer mal von Social Media zurück, ja. Leider mag der Algorithmus das nicht so gerne und ich merke es dann schnell an meiner Reichweite. Aber Reichweite ist eben nicht alles. Es gibt wichtigere Dinge.

Jetzt mal ein anderes Thema. In welcher Branche (Schauspielerei, Comedy, Influencertum, Journalismus) herrscht am meisten Neid? Warst du auch dort Anfeindungen ausgesetzt?

Als die Social Media Szene noch kleiner war und es in Deutschland ein paar große YouTube-Kanäle (inkl. meinem) gab und Instagram gerade erst aufkam, da haben sich die YouTuber größtenteils gegenseitig unterstützt. Das fand ich so toll, weil es sich von der Schauspielbranche abhob, wo ich anfangs viele Ellenbogen abbekommen habe. Doch jetzt, wo Social Media so riesig geworden ist, gibt es dort natürlich auch viel Neid und Konkurrenzdenken. Das lässt sich nicht mehr vermeiden.

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Apropos Schauspielerei: „Alles was zählt“, „Alarm für Cobra 11“, „Wilsberg“ oder „Traumschiff“? Wo würdest du gerne wieder mit am Set dabei sein?

Ich würde jederzeit wieder aufs „Traumschiff“ gehen. Mein absoluter favourite Dreh bisher. Ich durfte bezahlt die Welt bereisen. Normalerweise ist es andersrum und man zahlt viel Geld für solche Reisen. Und auf dem Schiff war es wie auf einer Klassenfahrt, keiner konnte runter und man hat auf diese Weise richtig schöne Verbindungen untereinander aufbauen können. Sonst geht abends immer jeder vom Set aus nach Hause oder ins Hotel und hier saß man gemeinsam im Sonnenuntergang Südamerikas an Deck.



Und zum Schluss: Was sind deine privaten und beruflichen Ziele? Gibt es noch etwas, das du neu lernen möchtest?
Ich schreibe bereits an einem dritten Buch, weil mir das Schreiben so viel Spaß macht. Und ich liebe es, mich weiterzuentwickeln, Dinge zu lernen, die wirklich wichtig sind fürs Leben und neue Sachen auszuprobieren. Kinder entdecken jeden Tag Neues in der Welt und das lässt ihre Augen strahlen. Daran nehme ich mir ein Beispiel.