Mallorca hat neben malerischen Stränden, dem Mittelmeer und Steilküsten auch allerhand Geschichtliches zu bieten. Wer etwa einen Lost Place besucht, kann hier auf den Pfaden der Vergangenheit wandeln. Doch an dem ein oder anderen Insel-Ort gilt es Vorsicht walten zu lassen, wie uns eine Insiderin kürzlich offenbarte. Mehr dazu liest du hier >>>.
Als gefährlichster Lost Place Mallorcas gilt das Alte Gefängnis in Palma, das seit gut neun Jahren scheinbar leer steht. Dass dem aber nicht so ist, stellte ich direkt beim Betreten des Geländes nahe der Valldemossa-Straße fest.
Lost Place auf Mallorca: Mulmiges Gefühl beim Betreten
Eine Insiderin hatte mich vorgewarnt, was mich hier erwarten würde. Doch bevor ich das Gelände an der Carrer de Leocàdia de Togores in Palma zusammen mit meinen beiden Reporter-Kollegen betrat, erwartete mich schon eine Überraschung. Denn dass das Alte Gefängnis inmitten der Zivilisation steht, hatte ich so nicht erwartet. In Nachbarschaft von Lidl und McDonald’s läuft auf den Lost Place eine lange Straße zu.
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Aber schon beim Betreten des Eingangs vergaß ich sofort, dass um das Gelände herum das blühende Leben herrscht. Was mir hier als Erstes auffiel, waren die bunten Graffitis, die die ehemaligen Knast-Mauern in bunte Farben tauchten. Nur kurz nachdem ich den Blick entlang der langen Gänge schweifen gelassen hatte, fiel mir aber auch auf, dass ich von einem der ehemaligen Wachtürme aus beobachtet wurde. Und das sollte schnell Folgen haben.
Hier war für mich Schluss
Ob man hier in eines der Fenster blickt, oder um die Ecke einer der langen Gänge biegt: Ständig packte mich das Gefühl, dass mir gleich jemand entgegenschauen oder -kommen wird. Und tatsächlich: Während ich meine Aufnahmen machte und um die nächste Ecke bog, begegnete mir die erste Person auf meinem Weg – ein junger Mann. Unbeeindruckt ging er an mir vorüber, sodass auch ich zunächst weiter zog.
Als ich durch einen der ehemaligen Gefängnistrakte ging, kam ich auf ein Freigelände, das früher der Innenhof gewesen sein muss. Doch von den einstigen Gefangenen, die sich hier die Beine vertreten konnten, ist seit 1999 nicht mehr viel übrig. Bis 2015 war es noch genutzt worden, bis es zum Lost Place verkam. Mittlerweile gleicht der Innenhof des Knastes einer riesigen Müllhalde. Dass hier schon lange keine Müllabfuhr mehr angehalten hat, steht außer Frage.
Bei meinem Rückweg blieb ich aber auf einmal wie angewurzelt stehen. Mir kam ein junger Mann entgegen, der aber keine Anstalten machte, den Kontakt zu mir zu suchen. Anders sah es da plötzlich aus, als ich wieder auf den freien Gang zum Ausgang trat. Denn plötzlich kamen hinter mir zwei Männer auf mich zu.
Lost Place kurz vor Abriss?
Nachdem ich sie vorbeigelassen hatte, drehten sie sich immer wieder um und redeten im Flüsterton miteinander. Mich und meine Begleiter packte plötzlich die Angst. Denn die beiden Männer schlenderten schnurstracks auf den Ausgang zu. Als wir uns ihnen näherten, blieben sie plötzlich stehen. Einer meiner Begleiter machte klar, dass wir gehen wollten. Sie nickten uns lediglich zu und ließen uns, ohne einen weiteren Versuch, mit uns zu sprechen, vorbei. Doch auch draußen vor dem Gefängnis-Gelände behielten sie uns noch im Blick.
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Als ich nochmal um das Gelände herumging, entdeckte ich noch mehr Bewohner auf dem Gelände des Lost Place in Palma. Während die einen ein Feuer anzündeten, stand ein anderer rauchend auf einem der ehemaligen Gefängnis-Balkone. Einen erneuten Versuch, in das Gelände hineinzugehen, machte ich nicht. Denn bei meinem Streifzug von außen hatte ich festgestellt, dass es wirklich nur einen einzigen Ein- und Ausgang in dem Alten Gefängnis auf Mallorca gibt.
Laut Informationen des „Inselradio Mallorca“ sollen aber weitaus mehr Menschen in dem Lost Place wohnen, als mir bei meinem zehnminütigen Rundgang begegneten. Die Zahl wird auf 150 bis 200 Personen geschätzt. Die Wohnungsnot auf der Insel ist groß, viele Alternativen gibt es nicht. Einige wohnungslose Einheimische haben deshalb die ehemaligen Gefängniszellen bezogen, die allerdings wenig Schutz vor Wind und Wetter bieten. Ideen, was aus dem Lost Place auf Mallorca werden soll, gab es in den vergangenen Jahren viele. So stand der Bau eines Kulturzentrums im Raum, später eines Studentenwohnheims. Im Sommer dieses Jahres sprach Bürgermeister Jaime Martinez davon, dort Sozialwohnungen entstehen zu lassen. Sollten sich die Pläne bewahrheiten, dann steht dem einstigen Gefängnis der Abriss bevor.