Noch für das Geschäftsjahr 2023 schüttete der angeschlagene Autohersteller VW eine Dividende von 4,5 Milliarden Euro aus. Die Aktionäre freuten sich im Sommer über den Geldfluss. Jetzt will das Unternehmen jedoch Milliarden Euro einsparen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Werkschließungen und Massenentlassungen von Beschäftigten drohen. Ein Widerspruch? Nein, findet ein Sprecher von Wirtschaftsminister Robert Habeck!
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Während die Oppositionspartei Die Linke sich empört gibt, weist ein Ampel-Sprecher eine Debatte darüber zurück.
„Es droht eine schockartige Deindustrialisierung“
Ines Schwerdtner, die als neue Vorsitzende der Linkspartei auf dem Parteitag im Oktober kandidieren will, kritisiert auf X:
„Niedersachsen ist Großaktionär bei VW. Trotzdem haben Investoren jahrelang Dividenden abgeschöpft, statt dass in die Produktentwicklung investiert wurde. Es droht nun eine schockartige Deindustrialisierung.“
Auch die ARD-Sendung „Monitor“ hinterfragt den Sparkurs angesichts der Dividenden-Ausschüttungen kritisch: „Aktionäre first, Belegschaft last?“, heißt es auf der Instagram-Seite. Seit Jahren schüttet das DAX-Unternehmen üppige Dividenden aus. Zuletzt 9,06 Euro pro Aktie. Nur im Jahr 2016 gab es fast eine Nullrunde (17 Cent pro Aktie).
VW-Hammer: Habecks Sprecher erkennt keinen Widerspruch
Video-Journalist und Podcaster Tilo Jung (YouTube-Kanal „Jung&Naiv“) konfrontierte in der Bundespressekonferenz am Mittwoch einen Ampel-Sprecher mit diesem möglichen Widerspruch.
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Habeck-Sprecher Dr. Robert Säverin vom Wirtschaftsministerium entgegnete, dass das „unternehmensinterne Entscheidungen“ seien, wie mit den Finanzmitteln umgegangen wird. Säverin gab zu bedenken, dass es für ein Unternehmen auch um die „Attraktivität am Finanzmarkt“ gehe, als ein Kriterium dafür, „dass dort neues Geld reinkommt“.
Auf Nachfrage von Jung, ob es aus politischer Perspektive nicht sonderbar sei, dass VW Gewinne in Milliarden-Höhe macht, aber gleichzeitig über den großen Fehlbetrag klagt, antwortete Säverin: „Das ist nicht sonderbar.“