75 Millionen Menschen nutzen Temu monatlich. Der Billig-Onlinehändler überzeugt viele mit günstigen Preisen und breitem Angebot. Der Haken: Die Qualität ist nicht gut, die Stücke werden oft unter inhumanen Bedingungen produziert und sind meist aus Plastikfasern. Höchste Zeit für ein Verbot, finden viele. Und die EU handelt.
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Doch sind wirklich alle dafür, dass Anbieter von Ultrafast-Fashion wie Temu und Shein verboten werden? Reden wir drüber!
Günstig, giftig, gemein: Wie Temu die Welt verführt – und zerstört
Unsere Redaktion trifft zwei junge Mädchen aus der Schweiz, die beide schon einmal bei Temu bestellt haben. Ein schlechtes Gefühl wegen der Bedingungen, unter denen die Sachen produziert werden, hatte die eine nicht allzu sehr. „Weil ja jeder dort bestellt.“ Ihre Freundin erklärt: „Am Anfang war mir nicht wirklich bewusst, dass die Arbeit nicht so fair ist.“
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Von den Einschränkungen gegen Temu und Shein werden die beiden kaum etwas merken, denn die Schweiz ist nicht Teil der EU. Stärkere Regularien für Temu, Shein und Co. im eigenen Land wollen die jungen Frauen nicht. „Dann kommen andere Konzerne hoch, die das auch machen mit der illegalen Arbeit.“
Die Situation für die Arbeiter verbessern sollen eher Bangladesch und andere Länder, in denen die Sachen produziert werden, finden die jungen Schweizerinnen. „Man müsste beim Land selber mal anfangen, den Lebensstil ein bisschen anpassen und das Schulsystem. Also, dass die Kinder nicht arbeiten müssen, weil sie arm sind. Bei uns ist das ja auch nie ein Thema.“
Eine Frau, die unsere Redaktion mit ihrem Partner trifft, hat noch nie bei Temu oder Shein bestellt. „Das ist billig, billige China-Kacke! Es entsteht auch viel Müll dadurch. Mich würde es nicht stören, wenn es das nicht mehr geben würde.“
Schick aussehen, schlecht fühlen
Ähnlich sieht das eine andere Frau. „Ich habe Berichte darüber gesehen. Da wird Ideenklau betrieben.“ Aber nicht nur der Umgang mit dem geistigen Eigentum von anderen Designern bei den Fast-Fashion-Unternehmen stört sie. „Es wird auf Masse produziert, unter ganz, ganz schlechten Arbeitsbedingungen“. Sie kann sich auch ein Verbot von Temu und Shein vorstellen. Außerdem „sollte ganz klar darauf aufmerksam gemacht werden, was da passiert“.
Dass so viele, vor allem junge Menschen, bei Temu und Shein bestellen, erklärt sich die Frau so: „Die ganzen Influencer haben jeden Tag mehrere neue Outfits, und die jungen Leute, die nicht so viel Geld haben, bestellen dann eben dort.“
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Dem stimmt ein Student zu, der angibt, selbst noch nie bei Temu oder Shein bestellt zu haben. „Es ist einfach nicht mehr so, dass Leute nur ein Outfit haben. Jeder hat für jeden Anlass was Neues, und dann wird es finanziell für einen Schüler oder Studenten nicht dafür reichen, zu einem vernünftigen Laden zu gehen.“ Unsere Redaktion fragt ihn, wie diese Leute in Bezug auf die Arbeitsbedingungen empfinden. „Ich denke, sie verdrängen es.“
Trotzdem: „Man setzt ein ganz falsches Zeichen, wenn man Mode kauft, die so günstig ist. Das ist ja jedem klar, dass das nicht gut gemacht ist. Es kann nicht sein, dass ein Kleid zwei Euro kostet, wenn ich in einen Stoffladen gehe und einen Stoff kaufe, der mich 12 Euro kostet. Da funktioniert irgendwas nicht.“
Fast Fashion, schnelle Strafen: So greift die EU durch
Er findet: „Gesetzliche Regulierungen sind immer sehr schwierig, weil die Leute sich darüber hinwegsetzen werden, aber trotzdem wäre es wünschenswert.“ Einen Schritt in diese Richtung hat jetzt die EU gemacht. Sie hat Temu, wie zuvor Shein, als „sehr große Online-Plattform“ eingestuft, womit strengere Vorschriften für die Billig-Händler anfallen.
Wenn diese Unternehmen, zu denen unter anderem auch Amazon und Zalando gehören, gegen die Regularien verstoßen, fallen Strafen von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes an. Wird der Verstoß wiederholt, kann die EU die Plattform sogar in den Mitgliedsländern verbieten.
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Bei diesen Regularien geht es aber eher um den Konsumentenschutz als um Nachhaltigkeit, die Unterbindung von Kinderarbeit und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Es wird also eher bestraft, wessen Produkt negative Auswirkungen oder sogar gesundheitliche Schäden bei der tragenden Person verursacht.