Was gilt denn nun? Mit ihrem Ausraster in Bezug auf Windkraftanlagen in Deutschland sorgte Alice Weidel für Entsetzen. Will die AfD wirklich überhaupt keine Windenergie mehr im Land? Das wäre energiepolitischer Wahnsinn. Der Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung lag 2024 schon bei 29 Prozent.
+++ Auch spannend: Lesbische Mutter Alice Weidel: AfD-Basis fällt ihr in den Rücken – „Verwahrlosend“ +++
Nein, nein, versichert Weidel. Es ginge lediglich um die Windenergie im Reinhardswald in Hessen, dem sogenannten Märchenwald. Ihre Aussage sei aus dem Kontext gerissen worden. Zumindest aber ließen ihre Sätze so viel Interpretationsspielraum zu, dass auch ihr Parteifreund Björn Höcke sie missverstanden zu haben scheint.
Weidel sagt: „Alle Windkraftwerke“ – doch will es anders gemeint haben
Mit wutverzerrten Gesicht polterte Weidel auf dem AfD-Parteitag in Riesa los: „In Hessen holzt die CDU-Regierung den Märchenwald der Brüder Grimm für Windräder ab. Und ich kann euch sagen, wenn wir am Ruder sind, reißen wir alle Windkraftwerke nieder. Nieder! Nieder mit diesen Windmühlen der Schande!“
Angeblich meinte Weidel nur jene in hessischen Naturpark Reinhardswald. Doch nicht nur Medienvertreter verstanden ihre Aussage „alle Windkraftwerke“ anders, sondern auch AfD-Parteifreunde. So beispielsweise der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke.
„Alice hat es in ihrer Rede wunderbar zum Ausdruck gebracht: Wenn wir die Regierungsverantwortung in Deutschland haben, dann werden wir die Windindustrieanlagen in Deutschland zurückbauen und zwar rechtsstaatskonform, aber komplett.“
Höcke auf dem AfD-Parteitag
Nun könnte Weidel innerparteilich unter Druck geraten, nicht zurückzurudern, sondern bei der radikalen Position zu bleiben. Auch beim Begriff „Remigration“ passte sich Weidel schließlich an und übernahm diesen nun nach einem Jahr plötzlich selbst.
AfD-Parteiprogramm: „Windenergieanlagen zerstören unsere Kulturlandschaften“
Auch der Sound im Wahlprogramm der AfD ist klar ablehnend gegenüber Windenergie. So heißt es in dem Papier: „Windenergieanlagen zerstören das Bild unserer Kulturlandschaften und sind überdies für Vögel eine tödliche Gefahr.“ Windenergie bringe „mehr Schaden als Nutzen“.
Weitere Nachrichten für dich:
Zwar ist im Programm der Weidel-Partei nicht die Rede von einem Abbau aller Anlagen, wohl aber davon, dass neue Windenergieanlagen „nur noch ausnahmsweise“ zugelassen werden dürfte – und nur an Standorten, „an denen keine Beeinträchtigungen für Menschen, Tiere oder das Landschaftsbild zu erwarten sind“.
Faktencheck: Windenergie und Vögel
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) schätzt, dass pro Jahr etwa 100.000 Vögel durch Windkraftanlagen getötet werden. Gleichzeitig aber sollen laut den NABU-Schätzungen bis zu 2,8 Millionen Vögel durch Stromschläge an Stromleitungen sterben. Mindestens 20 Millionen werden jährlich von Katzen getötet.
Die meisten Opfer gibt es im Straßen- und Bahnverkehr (70 Millionen) sowie durch Kollisionen mit Glasscheiben (100-115 Millionen). Ins Verhältnis gesetzt sind die Opferzahlen von Vögeln durch die Windenergie also gering.