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AfD als die Schwulen-Partei? Vorsicht, diese Umfrage kann auch täuschen

Diese Umfrage bekommt viel Aufmerksamkeit: Ist die AfD die beliebteste Partei unter Schwulen? Achtung, die Zahlen sollten eingeordnet werden.

Ist die AfD bei Schwulen besonders beliebt?
© IMAGO/Müller-Stauffenberg

Umfrage vor der Bundestagswahl

Die Bundestagswahl steht vor der Tür und laut den Umfragen zeichnet sich ein Wechsel im Kanzleramt ab. Doch wen wählen die Deutschen und warum?

Ist die AfD die beliebteste Partei bei Schwulen? Diesen Eindruck erweckt eine Umfrage des Szene-Datingportals Romeo.com. Zumindest bei jüngeren Schwulen erfährt keine Partei laut dieser Erhebung so viel Zuspruch wie die selbsternannte Alternative für Deutschland.

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Aber ist diese Umfrage vor der Bundestagswahl wirklich aussagekräftig? Wir schauen uns die Zahlen genauer an.

AfD bei jungen Schwulen angeblich bei fast 35 Prozent

Zunächst zu den Ergebnissen: Insgesamt ergibt die Umfrage, dass die AfD mit 27,9 Prozent ganz vorne bei schwulen Wähler sein soll. Danach kommen die Grünen mit 19,9 Prozent, die Union mit 17,6 Prozent und die SPD mit 12,5 Prozent.

Besonders in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen geht die Rechtsaußen-Partei durch die Decke. Hier kommt sie auf eine Zustimmung von 34,7 Prozent. Andererseits allerdings erreicht hier auch die Linkspartei 19,2 Prozent. Die politische Mitte ist recht schwach vertreten bei den Erst- und Jungwählern.

Bei den Schwulen zwischen 25 bis 39 Jahren kommt die AfD in dieser Umfragen ebenfalls auf enorme 32,3 Prozent. Nur bei den über 60-Jährigen schneidet sie mit 19,8 Prozent verhältnismäßig schwächer ab. Bei dieser Gruppe der Älteren sind CDU/CSU und SPD führend.

Ist das wirklich so? Erhebung nicht repräsentativ

Doch nun kommt eine wichtige Einschränkung! Romeo.com bezieht sich auf 60.560 Teilnehmer dieser Online-Umfrage im Zeitraum vom 24. Januar bis 2. Februar. Aus diesen Zahlen lässt sich möglicherweise ein Trend ablesen, die Umfrage ist aber nicht repräsentativ. So ist nicht auszuschließen, dass gewisse politische Gruppen aus dem Umfeld der AfD gezielt für eine Teilnahme an der Umfrage geworben haben – möglicherweise auch mit Fake-Profilen. Zudem erfasst die Umfrage nicht stichprobenartig die Gesamtheit der homosexuellen Männer. So dürften Schwule in einer festen Partnerschaft beispielsweise deutlich unterrepräsentiert sein, weil sie weniger oft das Datingportal nutzen.

Dennoch sehen sich viele im Netz in Bezug auf diese Umfrage darin bestätigt, dass auch die Szene der schwulen Männer politisch nach rechts rückt und sich der AfD annähert. Zudem scheinen die Zahlen zu belegen, dass sich keinesfalls eine Mehrheit der Schwulen auch als queer versteht.


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