Das vorläufige amtliche Endergebnis der Bundestagswahl ist da. Friedrich Merz gewinnt mit einem Dämpfer die Wahl. Seine Union wird klar stärkste Kraft, landet allerdings unter 30 Prozent. Die Ampel-Parteien sind die Wahlverlierer. Christian Lindner fliegt mit der FDP aus dem Parlament und tritt zusammen mit Wolfgang Kubicki zurück. Auch die bisherige Kanzlerpartei SPD erlebt eine historische Niederlage.
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In der Nacht zum Montag kam dann heraus, dass das BSW den Einzug in den Bundestag äußerst knapp verpasst hat – es fehlten rund 13.000 Stimmen. Eine BSW-Fraktion hätte eine schwarz-rote Mehrheit verhindert und eine Kenia-Koalition mit den Grünen nötig gemacht. Mehr zu den aktuellen Ereignissen und Reaktionen hier im Newsblog zur Bundestagswahl.
Amtliches vorläufiges Endergebnis
Union | AfD | SPD | Grüne | Linke | BSW | FDP | |
Prozente | 28,6% | 20,8% | 16,4% | 11,6% | 8,8% | 4,9% | 4,3% |
Sitze | 208 | 152 | 120 | 85 | 64 | – | – |
Der Tag danach: Reaktionen auf die Bundestagswahl 2025 im Newsblog
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11.16 Uhr: Robert Habeck tritt ab und überlässt anderen bei den Grünen die Verantwortung. Nach der für die Grünen enttäuschend verlaufenden Bundestagswahl erklärte er nun: „Ich werde keine führende Rolle mehr beanspruchen.“ Er zieht damit persönliche Konsequenzen aus dem Ergebnis von 11,6 Prozent. „Ich wollte mehr und wir wollten mehr.“
10.36 Uhr: Sahra Wagenknecht will die Bundestagswahl juristisch überprüfen lassen und möglicherweise vors Bundesverfassungsgericht ziehen. Hintergrund ist die Benachteiligung der Auslandsdeutschen bei der Wahl. Nur ein Bruchteil der Auslandsdeutschen habe an der Abstimmung teilnehmen können, so Wagenknecht. Daher stelle sich die Frage der Rechtmäßigkeit. Dem BSW fehlten etwa 13.400 Stimmen für den Einsatz in den Bundestag.
Bei der FDP geht’s drunter und drüber nach Bundestagswahl
9.44 Uhr: Verrückte Stunden in der FDP! Nachdem Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki am Sonntagabend seinen Rückzug ankündigte, macht er nun eine 180-Grad-Wende! Er will nun für den Vorsitz der Partei kandidiere. „Ich bin heute Nacht von so vielen Menschen aus der Partei und von Unterstützern gebeten worden, die Führung zu übernehmen, dass ich ernsthaft darüber nachdenke, im Mai zu kandidieren“, so Kubicki gegenüber der „Bild“.
Auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat sich für den FDP-Vorsitz ins Spiel gebracht (siehe Update um 8.38 Uhr). Klar scheint aktuell nur, dass Christian Lindner aus der Politik ausscheidet. Ander als Kubicki steht sie für eine sozialliberalere Ausrichtung der Partei.
8.46 Uhr: AfD und Linke erreichen zusammen 216 Sitze im Bundestag. Damit haben CDU/CSU, SPD und Grüne keine Zweidrittelmehrheit mehr im Parlament. Die Randparteien von rechts und links können somit Änderungen des Grundgesetzes blockieren, wie eine Auflockerung der Schuldenbremse für mehr Investitionen in die Bundeswehr oder ein neues Bundeswehr-Sondervermögen. Ein möglicher Ausweg wäre die Erklärung einer Notlage, was wiederum die Karlsruher Verfassungsrichter wieder stoppen könnten.
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8.38 Uhr: Marie-Agnes Strack-Zimmermann bringt sich selbst ins Spiel für die Lindner-Nachfolge als mögliche Parteivorsitzende der FDP. „Ich stehe voll und ganz hinter der FDP und werde dort in der Partei Verantwortung übernehmen, wo es notwendig ist und wo es gewünscht wird“, so die Liberale gegenüber der „Bild“.
Spekulationen um Wagenknecht und Habeck – weitere Rücktritte heute?
8.21 Uhr: Verkündet Sahra Wagenknecht heute ihren Rückzug aus der Politik? Sie hatte ihre politische Zukunft mit dem Abschneiden des BSW bei der Bundestagswahl verknüpft. Nun hat ihre Partei es nicht ins höchste deutsche Parlament geschafft. „Wenn man nicht im Bundestag ist, dann ist man kein Faktor mehr in der deutschen Politik. Das ist völlig klar und gilt auch für mich“, sagte Wagenknecht auch unserer Redaktion im Vorfeld der Bundestagswahl (mehr zur BSW-Pleite hier).
7.52 Uhr: Wird Robert Habeck, anders als die anderen früheren Ampel-Spitzenkräfte Olaf Scholz und Christian Lindner, die Wahlpleite politisch überleben? Zwar haben die Grünen das zweitbeste Ergebnis bei einer Bundestagswahl geholt – doch blieben weit hinter ihren selbst gesteckten Zielen zurück. Nun landet die Partei vermutlich wieder in der Opposition. Kann Robert Habeck als gescheiterter Kanzlerkandidat einen Anspruch auf den Fraktionsvorsitz erheben? Oder muss er abtreten aus der ersten Reihe der Partei?
Aus den eigenen Reihen wird erste Kritik laut, weil Habeck von einem „achtbaren“ Ergebnis sprach. Ex-Parteichef Reinhard Bütikofer nahm diese Einschätzung prompt auseinander (hier mehr dazu).
BSW-Spitzenpolitiker spricht von „rumänischen Verhältnissen“: Verschwörung gegen Wagenknecht?
6.59 Uhr: 4,972 Prozent – äußert knapp hat es für die Wagenknecht-Partei nicht gereicht. Der BSW-Europaabgeordnete Fabio De Masi meint, bei der Bundestagswahl habe es „rumänische Verhältnisse“ gegeben. Eine Anspielung auf die jüngst annullierte Präsidentenwahl in dem EU-Land. Es müsse „über die Verfassungsmäßigkeit dieser Wahl gesprochen werden“, so De Masi auf X. Diese Wahl werde noch „Karlsruhe beschäftigen“, also das Bundesverfassungsgericht.
In der finalen Wahlwoche habe Forsa „gegen den Trend“ eine „absurde“ letzte Umfrage veröffentlicht, in der das Bündnis Sahra Wagenknecht bei 3 Prozent lag. Zudem hätten „etliche der ins Wählerverzeichnis eingetragenen 213.000 Auslandsdeutschen nicht wählen können“. Darüber hinaus seien am Sonntagmittag „Fake-Zahlen“ über Nachwahlbefragungen, sogenannten exit polls, in den sozialen Netzwerken kursiert. Diese sahen das BSW bereits draußen. De Masi stellt in den Raum, ob diese durch ein Leak bei ARD und ZDF in den Umlauf kamen. All das, und eine „massive Medienkampagne“ über Monate, habe der Partei von Wagenknecht geschadet und Menschen in ihrer Wahlentscheidung beeinflusst.
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Altgrüne tadelt Junggrüne nach Hohn über Lindner: „Das macht dich sehr klein“
6.26 Uhr: Die Sprecherin der Grünen Jugend, Jette Nietzard (26), macht sich lustig über Ex-Finanzminister Christian Lindner. Der Liberale kündigte nach dem Absturz der FDP seinen Abschied aus der Politik an. „Ich freue mich, dass der Mann von Franca Lehfeldt jetzt kürzer tritt, um ihr Karriere und Kind zu ermöglichen“, so die junge Grüne. Die Ehefrau von Lindner ist eine bekannte Journalistin und erwartet ihr erstes Baby.
Von der grünen Ex-Ministerin Renate Künast (69) bekommt Nietzard auf X direkt einen Tadel dafür: „Jette, das ist unsouverän und macht dich sehr klein.“
Kohl-Enkel, Bosbach-Tochter und Corona-Virologe schaffen es in den Bundestag
6.01 Uhr: An Wahltagen enden politische Karriere (bislang: Olaf Scholz, Christian Lindner, Wolfgang Kubicki), andere nehmen ihren Anfang. Vor allem die CDU bringt nah der Bundestagswahl einige neue und spannende Gesichter ins Parlament.
- Hendrik Streeck: Der Virologe wurde bekannt während der Corona-Pandemie, teilweise als eine Art „Gegenspieler“ von Christian Drosten, mit anderen Einschätzungen und Deutungen der Lage. Nun gewann er für die CDU seinen Bonner Wahlkreis.
- Caroline Bosbach: Die Tochter des bekannten Christdemokraten Wolfgang Bosbach hat es im Rheinisch-Bergischen-Kreis ebenfalls geschafft, das Direktmandat zu gewinnen.
- Johannes Volkmann: Der Enkel von Helmut Kohl hat seinen hessischen Lahn-Dill-Wahlkreis auch gewonnen und sitzt nun mit erst 28 Jahren im Bundestag.
- Johannes Winkel: Der JU-Chef aus Düsseldorf hat es auch in den Bundestag geschafft.