Der designierte Kanzler Friedrich Merz hat eine neue Debatte über Taurus-Lieferungen an die Ukraine losgetreten. Er will in europäischer Abstimmung die präzisen und weitreichenden Marschflugkörper aus Bundeswehr-Beständen der Ukraine im Kampf gegen Putin zur Verfügung stellen.
Skeptisch reagiert der Chef des Waffenhändlers Rheinmetall auf die Merz-Offensive. Im „Handelsblatt“-Interview äußert sich Armin Papperger zurückhaltend über den Taurus.
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„Der Taurus ist kein Gamechanger“
So sagt der Rheinmetall-Boss: „Deutschland besitzt nur wenige Hundert Stück, davon sind viele gar nicht einsatzfähig. Damit verändert man im Krieg nichts. Der Taurus ist kein Gamechanger.“ Stattdessen sei „klassische Artilleriemunition“ ein solcher Gamechanger im Ukraine-Krieg, meint Papperger. Passenderweise kündigt er in dem „Handelsblatt“-Interview auch direkt an, dass Rheinmetall im Munitionswerk in Unterlüß (Niedersachsen) seine Produktion von Artilleriegeschossen jetzt deutlich erhöhen könne (350.000 pro Jahr, statt bisher 250.000).
Ob Merz nun Abstand nimmt von einer Taurus-Position? Der CDU-Vorsitzende hatte im ARD-Talk von Caren Miosga eine Lieferung ins Spiel gebracht. Auch andere Nationen würden der Ukraine ähnliche Waffen zur Verfügung stellen, so Merz: „Die Briten tun das, die Franzosen tun das, die Amerikaner tun es ohnehin.“ Allerdings ist der Taurus weitreichender als andere Marschflugkörper, sogar Ziele in Moskau könnten zielgenau getroffen werden.
Merz brachte zudem die Zerstörung der 19 Kilometer langen Krim-Brücke durch Taurus-Marschflugkörper ins Spiel. Der deutsche Marschflugkörper wäre laut Experten dafür besser geeignet als etwa der französisch-britischen Storm Shadow oder die amerikanischen ATACMS.
Merz bringt Koalitionspartner SPD in Bedrängnis
„Die ukrainische Armee muss aus der Defensive herauskommen, sie reagiert ja immer nur. Sie muss mal selbst auch ein Teil dieses Geschehens bestimmen können“, so der Politiker. Um die Ukraine „vor die Lage zu bringen“, könnte sie beispielsweise „die wichtigste Landverbindung zwischen Russland und der Krim zerstören“. Das könnte den größten Teil des Nachschubs für die russische Armee auf dem besetzten Staatsgebiet der Ukraine stilllegen.
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Beim Koalitionspartner SPD reagiert man verhalten auf diesen Vorstoß von Merz. Unter Kanzler Olaf Scholz lehnten die Sozialdemokraten eine Taurus-Lieferung bislang ab. Es besteht die Sorge vor einer Eskalation des Konfliktes mit Putin. Deutschland könne zur direkten Kriegspartei werden, wenn die Ukraine mit dieser deutschen Waffe Ziele in Russland angreife, so die Sorge von Scholz und anderen SPD-Spitzen.