Wolfsburg.
Kommt es zum großen Showdown bei VW in Wolfsburg? Das war wohl die Kernfrage, die sich im Vorfeld alle in Hinblick auf die VW-Belegschaftsinfo in Wolfsburg gestellt haben.
Schließlich hat es konzernintern ganz schön gebrodelt die letzte Zeit. Kein Wunder, dass viele ihren Blick am Donnerstag nach Wolfsburg gerichtet hatten. Denn es ging um nichts geringeres als die Zukunft des VW-Werkes – aus der Sicht von Konzernchef Herbert Diess, aber auch aus der Sicht von der Betriebsratsvorsitzenden Daniela Cavallo.
VW-Boss Diess spricht in Wolfsburg über Arbeitsplätze
40.000 Mitarbeiter nahmen sich am Donnerstag die Zeit, um die Belegschaftsinfo mitzuverfolgen. Die meisten digital, anders war es gar nicht möglich. Und das, obwohl es zunächst ganz anders geplant war. Denn eigentlich hatte Volkswagen zur ersten großen Betriebsversammlung seit Corona geladen – doch das Virus machte den Plänen in letzter Minute einen Strich durch die Rechnung. Und so wurde aus der eigentlich geplanten Betriebsversammlung eine Belegschaftsinfo. Heißt: Das mutmaßlich Spannendste, die Aussprache, fiel flach.
Immerhin war VW-Boss Herbert Diess anwesend. Das stand zunächst nämlich mehr als auf der Kippe. Eigentlich wollte der Chef zu der Zeit nämlich in den USA bei den VW-Aktionären sein. Doch nicht zuletzt dem Drängen des Betriebsrates ist es wohl zu verdanken, dass der 63-Jährige den Mitarbeitern am Donnerstag doch Rede und Antwort stand.
Bildergalerie: Eindrücke der Belegschaftsinfo in Wolfsburg
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Diess deutlich: „Nächster Golf darf kein Tesla sein“
In seiner Rede machte Herbert Diess vor Zehntausenden Mitarbeitern deutlich, dass er den Stammsitz Wolfsburg zu einem zentralen Motor für den Konzernumbau machen will. Wolfsburg, so sagt der 63-Jährige, „muss die Speerspitze sein“. Um Veränderungen bei den Arbeitsplätzen komme man bei dieser Transformation auf kurz oder lang wohl nicht drumherum. „Ich möchte, dass Ihre Kinder und Enkelkinder auch 2030 noch einen sicheren Job hier bei uns in Wolfsburg haben können“, sagte er. Aber: „Die heute bestehenden Jobs werden innerhalb der nächsten 10 bis 15 Jahren sicher weniger – vor allem in der Verwaltung auf Konzernebene, aber auch in der Produktion und in der Entwicklung.“ Gleichzeitig komme neue und andere Arbeit hinzu.
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Das VW-Werk in Wolfsburg:
- Fläche: 6.500.000 Quadratmeter
- Produktion: rund 1,2 Millionen Fahrzeuge (2020)
- Modelle: Volkswagen Golf, Golf Sportsvan, e-Golf, Golf GTE, Golf GTI, Golf R, Tiguan, Touran, SEAT Tarraco
- Komponenten: Fahrwerk
- Beschäftigte: rund 60.500 (Dezember 2020)
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Außerdem betonte der Boss, dass man die Konkurrenz genau im Blick behalten müsse. „Der nächste Golf darf kein Tesla sein! Der nächste Golf darf nicht aus China kommen!“. Für Wolfsburg stehe 2026 das -Leuchtturmprojekt“ „Trinity“ an. Für die Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo ist das aber nicht genug.
Daniela Cavallo: „Das ist die Belegschaft nicht gewohnt“
In einem Pressegespräch im Anschluss an die Belegschaftsinfo machte sie deutlich, dass das Stammwerk ein zusätzliches E-Modell braucht. Und zwar zwischen dem jetzigen Moment und dem Start des Trinity. Sonst, so sagt sie, drohe eine „Beschäftigungslücke“. Die Belegschaft befinde sich aktuell schon in einer angespannten Situation, aus der man wieder herauskommen müsse.
Vor allem das Thema Chipmangel und die daraus resultierende Kurzarbeit mache den Mitarbeitern zu schaffen. „So ein Niveau der Kurzarbeit hatten wir schon ewig nicht, das ist die Belegschaft nicht gewohnt“, macht sie deutlich. Besonders schwierig sei es für die Mitarbeiter, dass es noch keine konkrete Perspektive gibt. Das Problem mit der Halbleiterversorgung habe „noch kein konkretes Ende hat und somit (ist) eben nicht klar, welche Auswirkungen das auch noch weiter haben wird. Insbesondere auch ins nächste Jahr hinein.“
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Vom Stellenabbau, das machte Cavallo ganz deutlich, hält sie nichts: „Hier ist nicht ein Mensch zu viel an Bord. Nicht eine Stelle können Sie zusätzlich mit uns verhandeln! Wir haben schon unsere Hausaufgaben gemacht“.
Doch wie kommt VW am Ende aus der Situation heraus und wieder auf eine grüne Linie? Das geht wohl nur in Zusammenarbeit aller, macht Cavallo deutlich. Erste Gespräche habe es bereits gegeben. (abr mit dpa)