Jahr für Jahr wird in einigen Ausstellungen oder Tierparks ein besonderes Schauspiel gezeigt. Nicht nur für Kinder soll dies besonders lehrreich sein. Doch ebenso regelmäßig wird die Kritik an diesen Aktionen, wie sie beispielsweise im Phaeno in Wolfsburg angeboten werden, laut.
Worum es genau geht, liest du hier.
Wolfsburg: Küken schlüpfen live in der Ausstellung
Jahr für Jahr werden in der Region Eier zur Schau gestellt, aus denen, pünktlich zu den Osterfeiertagen nach und nach Küken schlüpfen. Wie besonders es ist, wenn neues Leben das Licht der Welt entdeckt, dürfen die Besucher der Ausstellungen Schritt für Schritt erleben. Doch ist diese Präsentation der schlüpfenden Küken, wie sie beispielsweise im Phaeno stattfindet, nicht schädlich für die Tiere?
Auf News38-Nachfrage erklärt eine Sprecherin des Phaenos in Wolfsburg: „Die Küken werden von Vereinsmitgliedern des Geflügelzuchtvereins Fallersleben und Umgebung betreut. Sie kümmern sich um die Tiere. Nur sie betreuen die Küken. Sie stehen dabei gerne für Rückfragen zur Verfügung. Die Anfragen der Gäste sind von Neugier und Wissbegierde geprägt. Unterschiedlichen Meinungen sind in Ordnung und können vor Ort ausgetauscht werden.“
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Der Ablauf der Ausstellung in Wolfsburg ist wie folgt:“ Die Küken schlüpfen voraussichtlich vom 12. bis zum 21. April. Sie kommen nach dem Schlupf erst mal unter eine Wärmelampe und ruhen sich von dem Schlupf aus. Der Schlupf ist sehr aufwendig für ein Küken. Danach kommen die Küken in ein spezielles Freilaufgehege in der Ausstellung. Die Küken stammen von verschiedenen Züchtern und werden nach dem Schlupf wieder zurück zu den Züchtern gebracht.“ Zugang zu den Tieren haben ausschließlich Mitglieder des Geflügelzuchtvereins.
Peta übt heftige Kritik
Die Arbeit des Vereins sei wichtig, um über die Beziehung zwischen Mensch und Huhn aufzuklären. Diese reiche mindestens 8.000 Jahre zurück, schreibt das Phaeno in Wolfsburg. „Tierhaltung und -zucht sind tief in der Geschichte der Menschheit verwurzelt und waren stets ein fester Bestandteil des Alltags. Doch die industrielle Tierhaltung in modernen Industrieländern hat zu einer Entfremdung zwischen Mensch und Tier geführt. Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, dieser Entfremdung entgegenzuwirken. Dazu gehört auch zum Beispiel der Kükenschlupf im Phaeno.“
Doch es gibt auch eine Kehrseite der Medaille. Für Peta Deutschland sind derartige Ausstellungen nicht mehr zeitgemäß. „Bereits in der Vergangenheit kritisierte Peta ein öffentliches Zurschaustellen schlüpfender Küken in Museen, Ausstellungen, Kindergärten oder Schulklassen deutlich. Hühner und andere Tiere – wie alle Lebewesen – sind keine Ausstellungs- oder Forschungsobjekte, sondern fühlende Individuen, die Mitgefühl und Respekt verdienen“, schreibt eine Peta-Sprecherin auf News38-Anfrage.

Durch das Brüten und Schlüpfen in Brutkästen werde den Küken alles verwehrt, was natürlich und wichtig für sie ist, erklären die Tierschützer. „Denn wie alle Lebewesen, brauchen Küken mütterliche Fürsorge und Wärme – und das bereits vor dem Schlüpfen. Hennen sorgen während dem Brüten für die richtige Temperatur der Eier, drehen diese sorgfältig um, damit die Organe der Küken nicht am Inneren der Schale festkleben und sie kommunizieren bereits vor dem Schlüpfen mit ihren Küken im Ei. Nach dem Schlüpfen sollten die Küken in der Obhut ihrer Mütter und bei ihrer Familie sein und nicht inmitten einer lauten und geschäftigen Ausstellungs- oder Museumsumgebung.“
Dies bedeute enormen Stress für die Küken. Zumal sich der Schlupf der Küken nicht wirklich planen lasse und so die Gefahr bestehe, dass die Tiere außerhalb der Öffnungszeiten oder am Wochenende schlüpfen und dann komplett auf sich alleine gestellt seien. Den Tieren fehle laut Peta-Einschätzung nicht nur die mütterliche Wärme, sondern auch der Kontakt zu älteren Artgenossen, von welchen sie Verhaltensweisen und wichtige Vorsichtsmaßnahmen erlernen könnten.
Verein widerspricht den Vorwürfen
Hier widerspricht allerdings der GZV Fallersleben vehement: „Die Auswirkungen von Licht und Lautstärke oder die Besucher haben keine Auswirkungen auf die frisch geschlüpften Küken. Die Bedingungen im Schaubrüter sind einer Glucke nachempfunden, ohne diese Bedingungen würden keine Küken schlüpfen, (37,6 Grad Celsius ca. 89 bis 90 Prozent Luftfeuchtigkeit).
Die Haltung der Küken in dem entsprechenden Auslauf hat ebenfalls keine Auswirkungen auf die Küken, da sie dort eine Rückzugsmöglichkeit haben. In den mittlerweile 16 Jahren wo der Kükenschlupf stattfindet ist mir nicht bekannt, dass die Küken irgendwelche Störungen oder Verhalts Auffälligkeiten oder Unsitten (Feder picken, einer picken; Kannibalismus) entwickelt haben. Dieses kann bei nicht sachgemäßer Aufzucht sich bei den Küken unter Umständen entwickeln.“
An allen 10 Tagen werde der Kükenschlupf von 10 bis 18 Uhr durch die Mitglieder des GZV Fallersleben betreut, um sicherzustellen, dass den Küken nichts passiert. Spätestes zwei Tage nach dem Schlupf werden die Küken von den Züchtern im Phaeno abgeholt und bei den entsprechenden Züchtern groß gezogen. Einige dieser Küken können dann am 1. bis 2. November auf einer Rassegeflügelschau begutachtet werden.
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„Im Ermessen der Veranstaltenden sollte liegen, speziesistisches Denken in unserer Gesellschaft nicht weiter zu befeuern“, so der Appell von Peta. Nur, weil es bei Hühnern „normal“ und in der Umsetzung einfach erscheine, werden Küken weiterhin unreflektiert einer Situation ausgesetzt, die niemand von uns erleben möchte. Statt dem Zurschaustellen der Tiere beizuwohnen, sollten Kinder und Interessierte bei einem Besuch auf einem Lebenshof deutlich mehr über die charaktervollen Individuen lernen und den Tieren noch näher sein“, so die Peta-Sprecherin.
In Museen oder Ausstellungen könnten zudem Tierdokumentationen besser vermitteln, wie das Leben der Küken, Hennen und Hähne in der Natur wirklich aussieht und welche ganz besonderen Eigenheiten die sensiblen Tiere wirklich haben.