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VW-Sparhammer sorgt für Welle der Empörung! „Brauchen keine Rendite-Rambos“

VW greift noch strikter durch – und kündigt an noch mehr sparen zu wollen. Das trifft vor allem die Belegschaft. Der öffentliche Gegenwind ist riesig.

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© imago images/Jan Huebner

Das VW-Stammwerk in Wolfsburg – hier schlägt das Herz des Auto-Giganten

Das VW-Werk Wolfsburg ist das Stammwerk der Volkswagen AG und die größte zusammenhängende Autofabrik der Welt. Wir stellen sie Dir in diesem Video vor.

VW steckt in der Krise – jetzt will der Autobauer das Sparpaket nochmal enger schnüren. Und das trifft vor allem Mitarbeiter.

Die Rede ist von drohenden Werkschließungen und das Ende der Beschäftigungsgarantie. Der VW Betriebsrat will dagegen kämpfen, ist außer sich. Doch das Negativ-Echo hallt auch aus anderen Ecken.

VW-Sparprogramm sorgt für Schock-Reaktionen

Es ist ein richtiger Sparhammer gewesen: Am Montag (1. September) sorgte die Nachricht für ein Beben. VW will weiter sparen – und dafür Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausschließen (wir berichteten). Bei einem Treffen der Führungskräfte erklärte Marken-Chef Thomas Schäfer, dass es weiterer Einsparung bedarf.

Wundern dürfte die Reaktion aus dem Betriebsrat nicht: Chefin Daniela Cavallo kündigte an, gegen die Maßnahmen anzukämpfen. Sie spricht von einem „Angriff“ auf Beschäftigung, Standorte und Tarifverträge. „Dagegen werden wir uns erbittert zur Wehr setzen“, fügte sie hinzu.

+++ VW: Nach Hiobsbotschaft sagt Cavallo dem Konzern den Kampf an – „Massiver Widerstand“ +++

Die IG Metall schließt sich dem entsprechend an. Das verschärfte Sparprogramm führe zu einem offenen Konflikt zwischen Vorstand, Gesamtbetriebsrat und Gewerkschaft. „Der Vorstand hat […] einen unverantwortlichen Plan präsentiert, der die Grundfesten von Volkswagen erschüttert und Arbeitsplätze sowie Standorte massiv bedroht“, kritisiert IG-Metall Bezirksleiter und Verhandlungsführer für den VW-Haustarif Thorsten Gröger scharf

„Er riskiert, das Herz von Volkswagen zu zerstören.“

Der Sparkurs sei „hochgefährlich“: „Er riskiert, das Herz von Volkswagen zu zerstören.“ Gröger kündigt an mit aller Kraft für den Erhalt der Standorte zu kämpfen. Zu Not würde man dafür auch in den harten Konflikt gehen. Seine Forderung: Statt Spar-Diktat solle die Chef-Etage eine nachhaltige Strategie ausarbeiten, die den Konzern wettbewerbsfähig macht – und Arbeitsplätze sichert.  

Dabei spricht er auch von einer überarbeiteten Produktpalette, die für Kunden attraktiv ist. Komplexe Abläufe müssten optimiert werden. „Wir brauchen keine kurzfristigen Rendite-Rambos. Das Missmanagement der vergangenen Jahre darf nicht auf dem Rücken der Kolleginnen und Kollegen ausgetragen werden“, so Thorsten Gröger deutlich. Insbesondere VW-Boss Blume stehe in der Verantwortung, sich für seine Mitarbeiter einzusetzen und hinter ihnen zu stehen.

Merz zur VW-Krise: „Deutschland ist nicht mehr wettbewerbsfähig“

Auch die Politik meldet sich angesichts der verschärften Sparpläne von Volkswagen. CDU-Chef Friedrich Merz sieht darin einen wirtschaftspolitischen Weckruf für die Bundesregierung. „Deutschland ist nicht mehr wettbewerbsfähig genug“, kritisierte er bei einer CDU-Veranstaltung in Osnabrück. Es könne sein, dass VW mit einer einseitigen Festlegung auf die Elektromobilität einen Fehler gemacht habe.

Die Chef-Etage habe VW zum „Sanierungsfall“ erklärt, sagte Merz. „Das zeigt jetzt auch dieser Bundesregierung endgültig, wo wir stehen. Das ist keine konjunkturelle Frage des Weltmarktes.“

FDP und CDU mit deutlichen Worten

Die FDP Niedersachsen findet, dass die Regierung angesichts der Sparankündigung zu einem Automobil-Gipfel aufrufen muss. „Die Ankündigung von Volkswagen ist ein wirtschaftlicher Paukenschlag für Niedersachsen“, so Landesvorsitzender Konstantin Kuhle. Dass Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze fürchten müssen und ein Verlust der Produktionskapazitäten droht, kann nicht mit gewohnter Handhabe beantwortet werden. Deshalb müssten sich jetzt die Automobil-Branche zusammensetzen.

„Volkswagen gehört zu Braunschweig wie der Löwe auf dem Burgplatz“, findet CDU-Kreisvorsitzender Maximilian Pohler. Die Partei sei angesichts der Montags-Ankündigung in Sorge. Ein Grund der Krise sieht Pohler auch bei der Regierung. „Die plötzliche Streichung des sogenannten Umweltbonus zur Förderung von E-Autos hat die Kunden komplett verunsichert und den Markt für E-Fahrzeuge in eine Krise gestürzt.“

Gerade Volkswagen habe die Folgen deutlich zu spüren bekommen. Werke wurden umgerüstet, Mitarbeiter bildeten sich weiter. „Es ist traurig, dass sich nun im Ergebnis Menschen unserer Region deshalb um ihren Arbeitsplatz sorgen müssen.“

Kritik kommt auch aus Braunschweig

Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum ist sich außerdem über die wichtige Rolle von VW in der Region bewusst. „Zahlreiche Arbeitsplätze in Zulieferunternehmen und bei Dienstleistern in ganz Niedersachsen hängen von der Unternehmensentwicklung ab“, heißt es in einer Mitteilung vom Montag.

Die Stadt Braunschweig wolle umgehend die Verantwortlichen kontaktieren. Dabei sollen die Folgen für die Löwenstadt und die Region, die die angekündigten Sparmaßnahmen haben, bewertet werden. Für das Komponenten-Werk und die Arbeitsplätze wolle Kornblum kämpfen. „Zahlreiche Innovationen im Bereich der Komponente wurden hier entwickelt wie zuletzt die Low-Emission-Brake. Und darauf können die Beschäftigten hier und mit ihnen die Stadt stolz sein“, findet der OB.


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Der gemeinsame Tenor ist: Die Fehler des Managements dürfte man nicht auf dem Rücken der Belegschaft ausbaden. Der Meinung schließt sich auch Immacolata Glosemeyer an, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag.

„Die Tarifverträge und die Standortsicherung sind wichtige Errungenschaften der Gewerkschaften, die stets konstruktiv an der Zukunftssicherung der Arbeitsplätze mitgewirkt haben. Diese Errungenschaften sind nicht verhandelbar!“ macht die Wolfsburgerin deutlich. (mit dpa)