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VW-Mitarbeiter zwischen Angst und Wut – „Es ist eine Katastrophe“

VW steckt in der Krise, der Autobauer will mit verschärften Maßnahmen sparen. Vor allem Mitarbeiter müssen jetzt zittern.

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© IMAGO/Uwe Meinhold

VW - das sind die Standorte in Deutschland

VW ist einer der größten Autobauer der Welt. Wir stellen die Standorte in Deutschland vor.

VW will die Sparmaßnahmen verschärfen. Die Nachricht sorgt bundesweit für ein Beben . Der Betriebsrat ist außer sich, will dagegen kämpfen. Auch aus der Politik hagelt es scharfe Kritik.

Denn der neue Sparplan trifft vor allem die Mitarbeiter von VW: Von möglichen Werksschließungen ist die Rede, der Autobauer will die Beschäftigungssicherung aufheben. Bei der Belegschaft sorgen die Pläne für gemischte Gefühle. Viele sind wütend, andere haben einfach Angst vor der Zukunft.

VW: „Die Stimmung ist schlecht“

Betriebsratschefin Daniela Cavallo will für ihre Mitarbeiter kämpfen. Die strikteren Sparmaßnahmen seien ein „Angriff“ auf Beschäftigung, Standorte und Tarifverträge, wie sie in der Sonderausgabe der VW-Betriebsratszeitung „Mitbestimmen!“ deutlich machte. Gegen Kündigungen und Werkschließungen werde sich die Arbeitnehmervertretung „erbittert zur Wehr setzen“.

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Das Vorstand-Vorhaben sorgt in den Werken deutschlandweit für Verunsicherung, Angst – und Wut. „Die Stimmung ist schlecht. Alle bei VW haben jetzt Angst“, sagte ein Mitarbeiter aus Wolfsburg dem „Focus“. Die Nachricht mache die Belegschaft nervös, alle seien angespannt. Ein anderer Mitarbeiter findet deutliche Worte: „Die sicheren Zeiten bei VW sind längst vorbei.“

Mitarbeiter in Kassel bangen um Existenzen

Gleiches Stimmungsbild im VW-Werk Kassel: „Viele Kollegen haben sich Existenzen aufgebaut und fürchten sich jetzt vor der Zukunft“, sagte ein Mitarbeiter der „Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen“. „Es ist eine Katastrophe hier und wird immer schlimmer. Informationen sickern nur spärlich durch und wir Arbeiter werden einfach vor vollendete Tatsachen gestellt“, sagte er.

Eine Instandhaltungs-Mechanikerin aus dem VW-Werk Zwickau machte gegenüber dem MDR deutlich, was für ein Gefühlschaos die angekündigten Pläne bei ihr auslösen: „Einerseits hat man einfach übelste Wut im Bauch, weil wir ja die ganze Zeit schon gesagt haben, dass hier was nicht richtig läuft. Aber gleichzeitig hat man auch Angst. Man hat ein Haus, eine Familie, die man ernähren muss.“

„Die Bosse bauen Scheiße und wir baden es aus“

Bei einer Sache sind sich viele einig: Das Problem sehen sie vor allem an der Konzernspitze. „Die Bosse bauen Scheiße und wir baden es aus“, sagte ein Mitarbeiter aus Kassel. Der Verdacht komme auf, dass die Chefetage mehr Interesse daran habe, die Aktionäre zufrieden zu stellen. Dass der Fisch immer vom Kopf aus stinke, findet ein anderer. „Auch diesmal handelt es sich um einen klaren Fall von jahrelangem Missmanagement – nur sind die kleinen Angestellten dann die Bauernopfer.“


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Grund für die Probleme bei Volkswagen sehen die Mitarbeiter vor allem in der E-Auto-Strategie, die der Konzern seit Jahren fährt. Die Umstellung von Verbrenner- auf Elektromotor sei viel zu schnell gewesen. „Die Übergangszeiten waren zu knapp bemessen, genauso wie beim Ausstieg aus der Atomkraft“, heißt es aus Wolfsburg. Der Konzern habe sich zu sehr darauf verlassen, dass eine noch nicht ausgereifte Technik sofort genügend private Abnehmer finde.