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VW-Krise: Cavallo mit voller Breitseite gegen Chefetage – „Das ist eine Bankrotterklärung!“

VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo geht die Chefetage bei Volkswagen hart an. Und kämpft für die Werke und deren Mitarbeiter.

VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo hielt am Mittwoch eine emotionale Brandrede.
© picture alliance/dpa/dpa Pool

VW - das sind die Standorte in Deutschland

VW ist einer der größten Autobauer der Welt. Wir stellen die Standorte in Deutschland vor.

Bei VW brennt der Baum! Auch bei der Betriebsversammlung am Mittwoch (4. September) in Wolfsburg ging es ordentlich zur Sache.

Drei Tage nach Bekanntwerden des heftigen Sparplans bei VW hat einmal mehr Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo auf den Tisch gehauen. Und wie!

VW: „Es geht um alles“

Bei Volkswagen gehe es schlichtweg um alles. Darum, ob das Geschäftsmodell tot ist. Ob in den Werken bald das Licht für immer ausgeht. Es gehe auch nicht allein um die rund 120.000 Mitarbeiter bei VW – und den ganzen anderen bei den Konzerntöchtern. Sondern auch darum, dass die Standorte jeweils Antriebe ihrer Regionen sei. „Und wenn dieser Antrieb erlahmt, dann wird es ganz bitter. Nicht nur für uns Beschäftigte. Sondern eben für alle Menschen in den jeweiligen Standortregionen“, sagte Cavallo in der komplett gefüllten Halle 11 in Wolfsburg. Dabei erwähnte sie, was alles am Tropf des Konzerns hängt. Schulen, Kultur, Sport und vieles mehr nämlich.

VW: Cavallo auf Krawallo

Volkswagen kranke eben genau nicht an seinen deutschen Standorten und an den deutschen Personalkosten. Sondern Volkswagen kranke daran, dass der Vorstand seinen Job nicht macht, sagte Cavallo. Der Vorstand habe das Vertrauen in ihn massiv beschädigt. Zusagen seien nichts mehr wert. Viel zu viel sei revidiert worden. Ständig werde hinterfragt, in Abrede gestellt und neu justiert. Die Abstimmungs- und Entscheidungswege im Zusammenspiel zwischen Konzern, Marke und der AG seien ein einziges Chaos. Sie seien nicht klar definiert, zu komplex und deutlich zu langwierig. „Unsere Komplexität muss runter, unsere Regelwut müssen wir angehen, wir müssen unseren Dokumentations-Irrsinn abstellen und die vielen doppelten und dreifachen Prozesse zur Absicherung. Und das alles ist Führungsaufgabe“, sagte Cavallo.

  • VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo hielt am Mittwoch eine emotionale Brandrede.
  • Die VW-Mitarbeiter protestieren gegen die Sparpläne des Konzerns.
  • Rund 10.000 Mitarbeiter waren in Halle 11.
  • Auch kreativer Protest war dabei.
  • VW-Chef Oliver Blume (links) und Markenchef Thomas Schäfer wurden in Wolfsburg ausgepfiffen.

Hier müsse das Management muss vorangehen. Der Vorstand müsse es von ganz oben einfordern und auch selber vorleben, sagte Cavallo: „Aber wer die ganze Zeit mit dem Hintern an der Wand steht, bekommt kein Team hinter sich versammelt. Und eins ist mal klar: Ohne diese Belegschaft werden wir aus dieser Krise nicht herauskommen. An die Mitglieder im Vorstand: Wo ist denn Ihr Konzept dafür?“


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Die Betriebsratsvorsitzende machte ganz klar: Mit ihr seien keine Werkschließungen zu machen. „Ein Runterschrubben der Entgelte würde rein gar nichts an der derzeit desolaten Gesamtsituation ändern. Und was die Beschäftigungssicherung anbelangt, die Sie abschaffen wollen: Die gehört verlängert. Und zwar weit über 2029 hinaus“, sagte Cavallo.

„Mit dieser Strategie wird der Patient Volkswagen nicht gesund. Also noch einmal: Machen Sie endlich Ihre Arbeit.“

VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo

Zu allererst müsse Volkswagen schnell an die grundlegenden Themen ran. Zum Beispiel an eine klare Produkt- und Technologieausrichtung. Außerdem müsse VW die Versorgungssituation und die Fahrweisen in den Werken stabilisieren. Und vor allem müsse der Vorstand dafür sorgen, dass nachhaltig in die Auslastung der Werke investiert wird. „Gerade in herausfordernden Zeiten brauchen wir den Mut, auch in der Krise zu
investieren und so den Grundstein für die Innovationen von morgen zu legen. Beispiele
dafür sind neue Modelle im Volumensegment. Aber auch, die installierten Kapazitäten der
Fabriken bestmöglich auszulasten und somit Fixkosten zu reduzieren“, sagte Cavallo.

VW kündigt erbitterten Widerstand an

Die Betriebsratschefin ging die VW-Chefetage in ihrer Rede harsch an, vor allem Finanzchef Arno Antlitz und Markenchef Thomas Schäfer kamen nicht gut weg: „Sie wollen Standorte dichtmachen. Unsere Kolleginnen und Kollegen vor die Tür setzen. Und denjenigen, die das Glück haben, noch bleiben zu dürfen, denen wollen Sie dann auch noch ans Geld gehen. Das ist Ihre Antwort auf die Krise? Ist das alles, was Ihnen einfällt? Ich sag Ihnen mal, was das ist: Das ist nicht nur ein Armutszeugnis. Das ist eine Bankrotterklärung“, sagte Cavallo.

Und weiter: „Wir hier in der Volkswagen-Familie haben die Dinge bisher immer anders gelöst. Partnerschaftlich, trotz Konflikt! Davon wollen Sie sich verabschieden. Aber: Wer mit unserer DNA brechen will, bekommt es mit dem erbitterten Widerstand der Belegschaft zu tun.“