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VW-Krise: Ex-Chef Diess spricht bei Lanz Klartext – „Man muss sich jetzt nicht eingraben“

Der ehemalige VW-Chef Herbert Diess ist mal wieder bei Markus Lanz im ZDF zu Gast. Es geht um die deutsche Autokrise – und China.

Ex-VW-Chef Herbert Diess war am Donnerstagabend bei Markus Lanz im ZDF zu Gast.
© ZDF / Markus Lanz

VW-Beben: Mitarbeiter müssen zittern – Konzern will zuschlagen

Was bisher undenkbar war, ist neue Realität bei VW. Die Konzernspitze denkt über Standort-Schließungen nach. Auch die Beschäftigungssicherung soll fallen. Eine Zeitenwende in Wolfsburg.

Er ist schon fast ein Stammgast: Ex-VW-Boss Herbert Diess saß mal wieder bei Markus Lanz. Am Donnerstagabend (24. Oktober) ging es in der ZDF-Sendung um die Frage „Wie weiter mit der deutschen Auto-Industrie?“

Der ehemalige VW-Boss sieht trotz der Autokrise Chancen, appelliert an die eigenen Stärken – und geht auch auf den so wichtigen und umkämpften China-Markt ein.

VW: Noch keine Panik

Der frühere VW-Chef Herbert Diess gibt die deutsche Autoindustrie noch lange nicht verloren. „Die Welt ist nicht so, dass wir Deutschen jetzt per se verlieren. Die Welt der Fahrzeuge, für die wir stehen, ist offen für die zweite Runde, und jetzt machen wir wieder unsere Hausaufgaben“, sagte er. Die deutsche Branche sei stark im Premium-Segment, weil es einen starken Heimatmarkt gebe – inklusive einer vorteilhaften Dienstwagen-Besteuerung, den deutschen Autobahnen und dem gesamten Cluster rund um Hersteller und Zulieferer, sagte der 66-Jährige bei „Markus Lanz“. Etwas Ähnliches müsse nun bei teuren Elektro-Autos gelingen. „Da kommen sensationelle Autos von BMW und Volkswagen“, sagte Diess. Die Debatte über E-Fuels kritisierte der Ex-Manager als „Fata Morgana“.

Ex-VW-Chef Herbert Diess war am Donnerstagabend bei Markus Lanz im ZDF zu Gast.
Ex-VW-Chef Herbert Diess war am Donnerstagabend bei Markus Lanz im ZDF zu Gast. Foto: ZDF / Markus Lanz

Der weltweite Leitmarkt für E-Mobilität werde zwar China sein, auch wegen der Größe, sagte Diess. Das müsse man anerkennen. Das Thema Premium-Fahrzeuge sei in der „neuen Welt“ der Automobil-Branche mit ihren Flotten-Grenzwerten aber offen. „Wir brauchen einen starken Heimatmarkt für Elektro-Fahrzeuge im Premiumsegment“, sagte Diess. Deutschland müsse Hauptmarkt für teure E-Autos werden. „Das muss gelingen mit schnellem Laden, mit günstigem Strom“, sagte der frühere VW-Chef mit Blick auf die Politik. „Und dann können wir die Welt wieder beherrschen.“

„Immer, wenn Technologiewechsel auftreten, haben die etablierten Spieler nicht die größten Chancen, da vorne dabei zu sein.“

Ex-VW-Chef Herbert Diess bei Markus Lanz

Deutschland habe immer noch eine starke Position in China, während der Wettbewerb dort auch für andere ausländische Hersteller hart sei. Nun müsse die deutsche Autobranche zeigen, dass sie „die besten Elektro-Autos der Welt“ herstelle, sagte Diess. Der Ex-VW-Chef warnte mit Blick auf den umkämpften China-Markt vor zu viel Pessimismus: „Paranoia ist gut, um zu überleben. Aber man muss sich jetzt hier nicht eingraben und sagen, wir haben verloren. Das ist nicht der Fall.“ Die deutschen Hersteller wüssten sehr genau, was der chinesische Kunde will. Sie hätten es ja auch die letzten 20 Jahre geschafft, den chinesischen Markt zufriedenzustellen.


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VW: Diess gibt Rückendeckung

Diess stand bis August 2022 an der VW-Konzernspitze. Seinem Nachfolger Oliver Blume hatte er jüngst Rückendeckung beim neuen Sparkurs gegeben. Volkswagen schließt betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen nicht länger aus. Auch andere Hersteller wie Mercedes-Benz und BMW haben zu kämpfen und mussten ihre Prognosen senken, während den deutschen Autozulieferern der Wandel zur Elektro-Mobilität zu schaffen macht. (mit dpa)

Die ganze Markus Lanz-Sendung mit Ex-VW-Vorstand Herbert Diess, FDP-Fraktionschef Christian Dürr, Journalistin Christina Kunkel und dem Autoexperte Stefan Bratzel kannst du dir HIER in der ZDF-Mediathek ansehen.