Die VW-Mitarbeiter müssen den nächsten Schock verdauen. Und was für einen!
Der Kahlschlag im VW-Konzern droht noch heftiger auszufallen als bisher angenommen.
VW: Ein rabenschwarzer Montag
Das ist ein Schlag in die Magengrube, der da am Montag (28. Oktober) durch die VW-Welt ging! Oder, wie der Konzernbetriebsrat es nennt: „Eine Kampfansage von historischem Ausmaß an die eigene Belegschaft und an ganze Heimatregionen im Herz des Konzerns.“ Für Zehntausende VW-Mitarbeiter wird es konkret. Sie müssen um ihre Jobs bangen.
Die Schocknachricht erreichte die 120.000 Beschäftigten am Vormittag: Dem Betriebsrat zufolge will der Volkswagen-Konzern mindestens drei VW-Fabriken schließen. Bisher war meist die Rede von zwei Werken, denen das Aus drohe. Jetzt also drei. Mindestens. Mehr noch: Laut Betriebsrat will VW außerdem praktisch alle dann noch bestehenden Werke in Deutschland verkleinern, sich außerdem von bisherigen Kernbereichen trennen und dann noch massive Lohnkürzungen bei der Belegschaft durchpeitschen.
+++ VW-Mitarbeiter in Panik! Maklerin schildert düstere Szenen +++
Das alles sei kein Säbelrasseln in der aktuellen Haustarifrunde, hieß es im „Extrablatt“ der VW-Betriebszeitung „Mitbestimmen“. Der Vorstand wolle das wirklich, halte die Kürzungen ohne Abstriche für alternativlos. Darüber habe er zwar letztens den Gesamtbetriebsrat informiert, vermeide aber, der eigenen Belegschaft reinen Wein einzuschenken. Daher müssten das jetzt die Betriebsräte tun. Und das haben sie getan. An allen zehn deutschen VW-Standorten gab es entsprechende Info-Veranstaltungen.
„Kein VW-Werk ist sicher!“
Überall lautete dabei die gleiche Botschaft: „Der Vorstand will in Deutschland mindestens drei Werke dichtmachen. Er hat außerdem vor, alle dann noch verbleibenden Werke hierzulande zu schrumpfen. Das heißt konkret, dort weit über das, was wir bisher schon gemacht haben, noch weitere Stückzahlen, Schichten und ganze Montagelinien herauszunehmen. Alle deutschen VW-Werke sind davon betroffen. Keines ist sicher!“
VW: „Ausverkauf in der Heimat“
Außerdem wolle die Konzernspitze ganze Abteilungen und Bereiche ins Ausland verlagern oder extern vergeben. Dabei gehe es dann um alle Arten von Arbeit: Ob angelernte Tätigkeiten oder akademische Qualifikation – „niemand von uns kann sich also noch sicher fühlen“, hieß es vom Betriebsrat. Der Plan des größten Industriekonzerns sei es also, in seiner Heimat Deutschland den Ausverkauf zu starten. „Es ist das feste Vorhaben, die Standortregionen ausbluten zu lassen. und es ist die klare Absicht, Zehntausende VW-Beschäftigte in die Massen-Arbeitslosigkeit zu schicken“, so die Warnung. Die verbleibenden Beschäftigten müssten laut Gesamtbetriebsrat nach dem Willen der VW-Chefs empfindliche Entgelt-Verluste hinnehmen: „Nämlich in Richtung 20 Prozent“
VW: Showdown! Eskaliert alles?
Bei einer Inforunde im Wolfsburger Stammwerk sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo zu den rund 25.000 anwesenden Mitarbeitern: „Der Vorstand versetzt euch, Kolleginnen und Kollegen, in Panik und taucht dann ab.“ Die VW-Spitze halte sich nicht an Absprache und lasse auch „nicht den Hauch eines Zukunftsplans erkennen.“
Es gebe „keinerlei Gewissheit, keinen Angriffsplan, kein Konzept für die künftige Produktpalette und keinerlei Idee, wie VW die technologie-Führerschaft zurückgewinnen.“ Der Vorstand spiele also „massiv mit dem Risiko, dass hier bald alles eskaliert“, sagte Cavallo. „Und damit meine ich, dass wir die Gespräche abbrechen und machen, was eine Belegschaft machen muss, wenn sie um ihre Existenz fürchtet.“
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Die Arbeitgeberseite könne noch bis Mittwoch (30. Oktober) die Kurve kriegen. Denn dann steht ja bekanntlich die zweite Runde im VW-Haustarifpoker an. „Der Vorstand kann dieses Umfeld am Mittwoch nutzen, sich endlich zu all dem hier zu erklären. Gerne kann er das
natürlich auch heute schon machen. Oder morgen. Hauptsache, er tut es endlich“, sagte Cavallo.
Sie betonte aber auch, dass die Mitbestimmung bei VW sehr wohl die Analyse teile, dass akuter Handlungsbedarf bestehe – nur ändere eben ein einseitiger Sparkurs nichts daran, wenn kein Zukunftskonzept erkennbar ist: „Natürlich wissen auch wir im Betriebsrat, wie die Lage derzeit ist. Sie ist ernst, in der gesamten Branche. Wir haben heftige Probleme. Dem müssen wir bei Volkswagen begegnen. Das haben wir als Betriebsrat oft genug betont. Wir liegen in der Analyse der Probleme nicht auseinander. Aber meilenweit bei der Antwort auf die Probleme.“
Zudem appellierte sie an die Politik: „Die muss mal endlich aufwachen. Es reicht nicht
nur aus, zu sagen, man stehe an der Seite der VW-Belegschaft. Sondern wir brauchen
Taten! Wir brauchen einen umfassenden Plan aus der Politik, wie die Elektromobilität
endlich zum Fliegen kommt. Und wir brauchen darüber hinaus auch einen Masterplan
für den Industriestandort Deutschland.“ Es gehe schlicht um „Zukunftsperspektiven“.