Die VW-Krise trifft Zehntausende Beschäftigte mit ihren Familien und ganze Regionen hart. Doch während viele Menschen um ihre Jobs bangen und ihre Zukunft plötzlich unsicher ist, müssen sich die Volkswagen-Mitarbeiter anhören, ihnen sei es doch jahrelang (zu) gut gegangen. Ein Kommentar.
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„Jammern“ der VW-Belegschaft: Die völlig Falschen werden angegangen
„Die VW-Party ist vorbei“, titelt ein großes Nachrichten-Magazin. Zu lange hätten die Mitarbeiter „wie Maden im Speck gelebt“, heißt es in dem Bericht. In den Sozialen Netzwerken, wie etwa auf X, ist in Kommentaren die Rede davon, dass die Mitarbeiter „de facto Beamtenstatus“ hatten und das nicht ewig gut gehen konnte. Ein anderer wirft ihnen sogar ein „Jammern auf höchstem Niveau“ vor.
Übertarifliche Gehälter, Sonderzahlungen, Jobgarantie – das, was die VW-Mitarbeiter bislang hatten, sind schlicht gute Arbeitsplätze für Facharbeiter. Das ist kein paradiesischer Zustand, sondern sollte Standard sein in Deutschland für gut ausgebildete Fachkräfte. Etwas Wohlstand, das Versprechen der alten Bundesrepublik, anstelle eines ausbeuterischen Wettbewerbs nach unten.
Die Verantwortung für die Krise tragen andere bei Volkswagen
Statt nun der Belegschaft Vorwürfe zu machen, sollte das VW-Management ins Visier genommen werden:
- Die Manager haben den Diesel-Skandal zu verantworten, der VW schwindelerregende 32 Milliarden Euro kostete.
- Die Konzernführung hat die Transformation hin zur Elektromobilität im Unternehmens verschleppt. Statt nachhaltig zu planen, wurde an kurzfristige Gewinne und den nächsten Jahresbonus gedacht. Das rächt sich jetzt, vor allem im wichtigen Markt China!
- Die VW-Spitze hat die Dividenden-Ausschüttungen an die Aktionäre immer weiter erhöht. Noch im Sommer wurden großzügig 4,5 Milliarden Euro ausgeschüttet – jetzt fehlt das Geld plötzlich.
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Wer jetzt ausgerechnet den VW-Mitarbeitern vor den Kopf knallt, dass sie nun mal in der bitteren Realität aufwachen müssen, hat nichts verstanden. Die Belegschaft trägt nicht die Verantwortung für die existenzielle Krise, muss aber die Folgen ausbaden.