Der VW-Betriebsrat hält nichts von den vom Konzern geforderten Lohnkürzungen.
Die Arbeitnehmervertreter liefern Zahlen – und der Konzern widerspricht direkt.
VW: Nur 17 Prozent?
Die Personalausgaben machten im Konzern nur 17 Prozent aller Kosten aus, heißt es in einer Sonderausgabe der Betriebsrats-Zeitung „Mitbestimmen“, die News38 vorliegt. „Nur Arbeitskosten zu kritisieren, ist unfair“, heißt es darin. „Alle Kostenhebel gehören in den Blick! Und auch alle Probleme.“
Die Belegschaftsvertreter wehren sich nach eigener Aussage gar nicht gegen einen Blick auf die Arbeitskosten. „Aber das muss fair ablaufen! Stattdessen erweckt der Vorstand seit Wochen den Eindruck (gerade auch in der Öffentlichkeit), dass wir als Belegschaft praktisch durch die Bank zu viel verdienten“, heißt es. Das sehe man nicht zuletzt an den „völlig pauschalen“ Forderungen. Also den geforderten Lohnkürzungen bei der Belegschaft. „Nur für das Management und den Vorstand selber fehlen wundersamerweise noch die Pläne. Kurzum: Das ist Stimmungsmache auf dem Rücken der Belegschaft.“
Der Abstand des VW-Haustarifs zum ansonsten üblichen Branchentarif sei viel geringer als die von VW geforderte Kürzung um 10 Prozent, rechnet der Betriebsrat vor: So liege der Einstiegslohn eines Ingenieurs bei VW bei 69.280,50 Euro pro Jahr, im Flächentarif bei 67.715,00 Euro. Der Abstand beträgt damit 2,3 Prozent. Mitarbeiter in der Produktion verdienen den Angaben zufolge bei VW im Jahr 55.078,50 Euro, im Branchentarif je nach Einstufung 50.454 oder 54.947 Euro. „Verglichen mit dem Flächentarif hierzulande liegen wir kaum auseinander“, schreibt der Betriebsrat. Die Niedersachsen haben übrigens eine recht klare Meinung zum Thema Lohnverzicht bei VW. HIER liest du, wie die Stimmung dazu im Land ist.
VW widerspricht vehement
Die Antwort von VW folgte prompt. Das stimme so nicht, hieß es von einer W-Sprecherin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Die vom Betriebsrat veröffentlichten Arbeitskosten sowie die herangezogenen Vergleiche kann das Unternehmen so nicht bestätigen. Unter Berücksichtigung aller relevanten Kostenbestanteile ergibt sich ein weitaus differenzierteres Bild. Die Arbeitskosten der Volkswagen AG liegen deutlich über dem Industrievergleich.“ Die Arbeitskosten seien zudem nur einen Teil der geplanten Effizienzmaßnahmen. „Die Performance Programme der Volkswagen AG sind ganzheitlich aufgesetzt.“
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VW fordert in der aktuellen Tarifrunde für die Kernmarke des Konzerns eine Lohnkürzung um 10 Prozent. Zusätzlich will Volkswagen diverse Zulagen und Boni kürzen, darunter die bisherigen Prämien bei Betriebsjubiläen. Die IG Metall fordert dagegen 7 Prozent mehr Geld. Die Tarifgespräche werden am 21. November fortgesetzt. Der VW-Haustarif gilt für rund 120.000 Mitarbeiter an den sechs großen westdeutschen VW-Standorten in Niedersachsen und Hessen. (mit dpa)