Die Party in Baunatal ist erstmal vorbei. Wegen VW.
Fakt ist: Die Mittelstadt in Nordhessen gibt es so nur dank Volkswagen. Und wenn es VW schlecht geht, kränkelt auch Baunatal.
VW: „Viele haben wirklich Angst“
Mit mehr als 17.000 Mitarbeitern ist das Komponenten-Werk in Baunatal bei Kassel das zweitgrößte VW-Werk in Deutschland. Nach dem Stammwerk in Wolfsburg. Und so groß wie das Werk scheint auch aktuell die Angst darin zu sein.
Ein Mitarbeiter jedenfalls zeichnet ein düsteres Bild. Andreas Schär arbeitet seit 22 Jahren für VW. In der Gießerei. Und darauf sei er sehr stolz, sagte der Ingenieur der „Frankfurter Rundschau“ (FR). „Ich sehe es als Geschenk an, bei VW zu arbeiten. Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft.“ Aber momentan gäre es jetzt. Mehr noch: „Viele haben wirklich Angst.“
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Was Schär besonders wütend macht, ist die Drohung des VW-Vorstands, den Mitarbeitern die Löhne zu kürzen. Er sei nicht bereit, auf Geld zu verzichten: „Den Leuten Geld wegzunehmen, ist der dümmste und schlechteste Weg“. Wer das tue, zerstöre bei den Beschäftigten die Motivation. „Das ist ein Schlag in die Magengrube, anstandslos und würdelos“, sagte der IG Metaller aus Baunatal der „FR“. Dass die VW-Mitarbeiter zu viel verdienten, stimme so nicht: „Die Löhne sind sehr angemessen, das Bild vom Schlaraffenland ist falsch.“
VW: Zu viele Mitarbeiter an Bord?
Aber, woran krankt es bei VW? Schär sieht mehrere Gründe für die Krise. Zum Beispiel die hohen Stromkosten. Die Abkehr von der Atomkraft sei „hirnverbrannter Blödsinn“ gewesen. Die Autobauer aus China, die auf den deutschen Markt drängen, müssten deutlich weniger für Energie bezahlen, würden vom Staat subventioniert. Schär sagt aber auch, dass er grundsätzlich hinter der Transformation hin zur E-Mobilität sei, schränkt aber auch ein, dass man nicht ausschließlich auf E-Fahrzeuge setzen sollte. Er könne sich auch CO2-freie Brennstoffzellen als Antrieb vorstellen.
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Aus der Sicht des langjährigen VW-Mitarbeiters muss Volkswagen seine E-Autos günstiger verkaufen. Gleichzeitig macht er sich aber auch nichts vor: Die E-Mobilität koste Arbeitsplätze, weil E-Autos einfacher und mit weniger Teilen zu bauen seien als Verbrenner. Auch bei VW könne es sein, „dass zu viele Mitarbeiter an Bord sind“. Eine Lösung für Schär wäre es, „über Abfindungen Arbeitsplätze abzubauen oder den Leuten andere Arbeitsplätze anzubieten.“
Am kommenden Donnerstag (21. November) treffen Volkswagen und IG Metall zur nächsten Verhandlungsrunde aufeinander. Die Ausgangslage ist kompliziert. Und die Fronten sind verhärtet…