VW will die Löhne um zehn Prozent kürzen – zur neuen Runde im Tarifpoker hält die IG Metall mit lautstarkem Protest dagegen. Die Gewerkschaft hat Tausende Demo-Teilnehmer zusammengetrommelt.
Gleichzeitig will sie VW mit einem eigenen Zukunftskonzept zum Einlenken bringen.
VW-Tarifrunde: IG Metall macht Druck
Im Ringen um Sparmaßnahmen bei Volkswagen erhöht die IG Metall den Druck. Zur dritten Tarifrunde am Donnerstag (21. November) in Wolfsburg will sie die Konzern-Vertreter mit laustarkem Protest empfangen. Tausende Teilnehmer werden am Vormittag zu einer Demonstration vom Werk zum Verhandlungsort in der Volkswagen Arena erwartet, mit anschließender Protest-Kundgebung direkt vor dem Stadion.
„Sollte der Vorstand auf Maximalpositionen und Werksschließungen beharren, übernimmt er die Verantwortung dafür, dass wir in einen Arbeitskampf um Standorte laufen, wie ihn die Republik noch nicht erlebt hat.“
IG Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger
In der seit September laufenden Tarifrunde liegen die Positionen weit auseinander. VW fordert eine pauschale Lohnkürzung um zehn Prozent und will zudem verschiedene Boni und Zulagen streichen. Auch Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen stehen im Raum. IG Metall und Betriebsrat wollen das verhindern und setzen auf ein eigenes Zukunftskonzept für VW, das sie am Mittwoch vorgestellt haben. (Alle Details dazu gibt’s HIER!)
VW fordert „Minus-Runde“
Konkret bieten sie an, die nächste Tariferhöhung befristet in einen Zukunftsfonds einzubringen und vorerst nicht auszuzahlen. Im Gegenzug soll VW auf Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Voraussetzung wäre allerdings, dass VW den jüngsten Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie übernimmt, der eine Erhöhung um insgesamt 5,1 Prozent in zwei Stufen vorsieht.
Für VW, wo nach Haustarif gezahlt wird, gilt das aber nicht automatisch. Volkswagen lehnt bisher jede Erhöhung ab und fordert stattdessen eine „Minus-Runde“. Auf das Angebot der IG Metall reagierte das Unternehmen zunächst zurückhaltend. Die konkreten Vorschläge müsse man nun finanziell bewerten. Beide Seiten kündigten aber an, heute am Verhandlungstisch über die neuen Vorschläge beraten zu wollen. (Mehr zur Reaktion liest du HIER!)
Niedersachsen unterstützt Vorstoß
Rückendeckung für ihr Konzept erhält die Arbeitnehmerseite von der Landesregierung in Hannover. „Es ist gut, dass hier nun neue Vorschläge auf den Tisch kommen“, sagte Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Beide Seiten sollten jetzt rasch gemeinsam Lösungen erarbeiten. „Es ist im Interesse aller Seiten, zügig zu Ergebnissen zu kommen.“
„Mit den ab Dezember wachsenden Möglichkeiten, unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen, spielt die Zeit zwar für uns – aber für VW insgesamt ist sie knapp. Das Unternehmen muss Handlungsfähigkeit beweisen.“
VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo
Die Vorschläge von IG Metall und Betriebsrat „können hier sicherlich eine Grundlage bilden“, so der SPD-Politiker, der von 2013 bis 2017 selbst Mitglied im VW-Aufsichtsrat war. Er erwarte von VW, dass man sich „sehr gewissenhaft und konstruktiv damit auseinandersetzt“.
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Das Land Niedersachsen ist mit 20 Prozent der Stimmrechte an VW beteiligt. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und seine Stellvertreterin Julia Willie Hamburg (Grüne) sitzen für das Land im Aufsichtsrat.
VW mit langer „Giftliste“
In der zweiten Tarifrunde im Oktober hatte VW signalisiert, auch über Lösungen sprechen zu wollen, die ohne Entlassungen und Werksschließungen auskommen. Allerdings nur, wenn die von VW gesteckten Sparziele trotzdem erreicht werden. Zuvor hatte Volkswagen am Verhandlungstisch erstmals Details zu seinen konkreten Sparplänen genannt. IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger sprach damals von einer langen «Giftliste».
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Der VW-Haustarif gilt für rund 125.000 Beschäftigte an den sechs großen westdeutschen VW-Standorten in Niedersachsen und Hessen. Bereits der Start der ersten Tarifverhandlung im September in Hannover war von einer Protest-Kundgebung vor dem Verhandlungssaal begleitet worden. Noch bis Ende November gilt bei Volkswagen die Friedenspflicht. Ab 1. Dezember sind auch Streiks möglich. (dpa)