Es ist die Frage, die bei den Mitarbeitern, Betriebsrat und Gewerkschaft seit Wochen für Bauchschmerzen sorgt. Wie schafft es VW aus seiner wahrscheinlich größten Krise seit Jahrzehnten? Zum ersten Mal stehen jetzt auch Maßnahmen im Raum, die lange Zeit als unantastbar galten. Es geht um Entlassungen, Restrukturierungen und, ja, auch komplette Werksschließungen in Deutschland.
Erst am Donnerstag (21. November) kam es deswegen zu erbitterten Protesten von VW-Beschäftigten. Zuvor hatte der Gesamtbetriebsrat zusammen mit IG-Metall ein sogenanntes Zukunftskonzept vorgelegt, das den Konzern ohne Entlassungen aus der Krise führen soll. Aus der Chefetage gibt es jetzt aber ein deutliches Signal, das Mitarbeitern das Herz in die Hose rutschen lassen dürfte.
VW: Deutliche Ansage aus der Chefetage
Es sind Worte, die wenig Hoffnung machen, dass sich die VW-Chefs noch von ihrem radikalen Sparkurs abbringen lassen. „Wir müssen unsere Kapazitäten verringern und an die neuen Realitäten anpassen“, sagte der Chef der Marke VW, Thomas Schäfer, der „Welt am Sonntag“. Zwar werde ein Großteil des „notwendigen“ Stellenabbaus über die demografische Kurve möglich sein. Das reiche aber nicht aus, weil es „schlicht zu lange dauern“ würde. Die „Restrukturierung“ von VW solle in einem „Zeitraum von drei, vier Jahren“ umgesetzt sein.
Deswegen wird der Konzern aus seiner Sicht nicht um eine radikale Maßnahme herumkommen: Auf die Frage, ob VW auf eine Werkschließung verzichten könnte, ist seine Antwort deutlich: „Wir sehen das aktuell nicht.“ Uff…
VW: Gehaltskürzungen in Management?
Welche Werke es dabei erwischen könnte, ließ der VW-Chef dabei offen. Er betonte aber: „Wenn von Werken die Rede ist, gehören auch die Komponentenstandorte dazu, nicht nur die Fahrzeugwerke.“
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Gleichzeitig betonte der Marken-Chef, dass das Unternehmen „alles darangesetzt“ haben wolle, „andere Ideen zu finden“. Sehr viele davon wie Produktverbesserung, niedrigere Logistik- und Materialkosten, seien bereits Teil des laufenden Sparprogramms. Am Einsparziel fehlten aber noch vier Milliarden Euro, „damit das Unternehmen genug Geld erwirtschaften kann, um weiter aus eigener Kraft zu investieren“.
Bei den Arbeitskosten sei „bisher aber leider noch nichts Wesentliches passiert“, so Schäfer. Die Konkurrenz hätte einen Arbeitskostenanteil von rund zehn Prozent an den Umsatzerlösen. Bei VW sei das „deutlich mehr“.
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Einer Forderung von Gewerkschaft und Betriebsrat stimmte Schäfer allerdings zu: Auch aus seiner Sicht sollte es im Management zu Gehaltskürzungen kommen. „Wenn es eine Vereinbarung in den Tarifverhandlungen gibt, dann gehört es für mich dazu, dass Vorstand und Management einen Beitrag leisten“, sagte er. Seit Januar sei das Fixgehalt des Vorstands um fünf Prozent reduziert, das Management verzichte außerdem auf einen Inflationsausgleich von 1000 Euro und 3,5 Prozent Gehaltserhöhung. (mit dpa)