Die Stimmung bei den VW-Mitarbeitern in Braunschweig ist einerseits so kalt wie das aktuelle Wetter da draußen. Andererseits kochen die Emotionen hoch.
Der Siedepunkt jedenfalls war beim Warnstreik-Auftakt der Braunschweiger VW-Werker fast schon erreicht.
VW-Warnstreik in Braunschweig
Rund 4.500 von ihnen pilgerten am Montagvormittag (2. Dezember) aus den Hallen und Büros zum Eintracht-Stadion – „die Hamburger Straße ist unsere Straße“, hieß es. Und tatsächlich war viel von dem Wir-Gefühl zu spüren, das VW so groß gemacht hat. Die Rede war von einer Mannschaft, die die Konzernbosse „mitten in der Saison“ anzählen oder gar auswechseln wolle.
+++ IG Metall attackiert VW-Vorstand – „Das ist doch Ihr Job, werter Herr Schäfer!“ +++
„Hier steht das schlagende Herz des Unternehmens! Ohne uns ist Volkswagen gar nichts“, sagte Braunschweigs IG Metall-Chefin Garnet Alps vor einer jubelnden Kulisse. Buhrufe gab es entsprechend für die Chefetage – die obligatorischen „Vorstand raus“-Rufe inklusive. Leute rauszuschmeißen sei einfach „pfui“. Die millionenschweren Vorstände kämen nicht über Dreisatzrechnung hinaus, sagte Alps. Sie bezeichnete die Konzernlenker als „Radikalsanierer“ und gab ihnen auch eine Mitschuld am Erstarken der politischen Rechten. Feuer unterm Hintern machte sie auch den Aktionären: „Viele von denen wissen doch gar nicht mehr, wie das ist, sein Geld mit ehrlicher Arbeit zu verdienen!“ Der Warnstreik am Montag sei erst der Anfang. Wenn der Konzern nicht einlenke, werde auch die Braunschweiger Belegschaft weitermachen – „und dann kracht es hier so richtig!“
Ähnliche Töne stimmte auch Braunschweigs VW-Betriebsratschefin Daniela Nowak an. Allein der Konzern trage die Schuld an der Eskalation. Sie sprach von einem Frontalangriff auf die bisher immer dagewesene Sicherheit und Zukunft. „Man sollte vielleicht eher von Erpressung sprechen“, sagte Nowak mit Blick auf die Sparpläne des Konzerns. „Unsere Superkraft heißt Solidarität, legen Sie sich nicht mit Braunschweig an!“
VW-Streik: „Mieses Spiel“
Andreas Krauß, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Financial Services (VWFS) und Vorsitzender des gemeinsamen Betriebsrats von VW, sprach am Mittwoch auf der Eintracht-Treppe von einem „miesen Spiel“, dass auch VWFS nicht mitmache. Selbst, wenn hier aktuell keine Arbeitsplätze in konkreter Gefahr seien. Dass der Vorstand sein Nein zum Gewerkschafts-Vorschlag am Freitagnachmittag über die Presse veröffentliche, sei schäbig.
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„Der Vorstand hat seine eigenen Grundsätze und den Boden unter den Füßen verloren“, sagte auch eine sichtlich emotionale Marion May (stellvertretende Vertrauenskörperleiterin IG Metall im Werk Braunschweig). „Der Vorstand will uns den Mantel wegnehmen, der uns schützt. Wie die mit uns umgehen, ist menschenunwürdig. Die sollten sich schämen!“