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VW in Salzgitter: Mitarbeitern platzt der Kragen – „Was die mit uns abziehen, geht einfach nicht“

Das VW-Beben spürt man auch in Salzgitter. Die Beschäftigten machen sich ordentlich Luft. Schnell aufgeben werden sie nicht.

© Rudolf Karliczek

VW-Beben: Mitarbeiter müssen zittern – Konzern will zuschlagen

Was bisher undenkbar war, ist neue Realität bei VW. Die Konzernspitze denkt über Standort-Schließungen nach. Auch die Beschäftigungssicherung soll fallen. Eine Zeitenwende in Wolfsburg.

Alarmstimmung bei VW in Salzgitter – im doppelten Sinne!

Die Belegschaft von VW in Salzgitter hat ordentlich Alarm gemacht, weil eben die Alarmglocken läuten.

VW in Salzgitter: Unsicherheit pur

Vor dem Tor 1 bei VW in Salzgitter herrschte am Montag (2. Dezember) reges Treiben. Die angekündigten Sparpläne der Chefetage sorgen seit Wochen für Panik und Unsicherheit in der Belegschaft. News38 hat den Mitarbeitern mal auf den Zahn gefühlt. Sven Sommer arbeitet seit 22 Jahren für Volkswagen: „Was der Vorstand mit uns abzieht, geht einfach nicht“, sagte er. Dessen Methoden seien „absolut unterste Schublade“. Für ihn müsse ein Vorstand immer dafür sorgen, dass ein Unternehmen anständig läuft. „Aber was die hier die letzten Jahre und Wochen versaubeuteln, da sehe ich nicht ein, dass wir dafür die Zeche zahlen sollen.“


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Für ihn hörten sich die Töne der Chefetage alles andere an als nach der vielbeschworenen VW-Familie. „Ich höre da was von ‚wir und ihr‘, eine klare Trennung. Daher gehören die Vorstände aktuell nicht zu der VW-Familie“. Arbeitslosigkeit könne ihn genauso treffen wie alle anderen: „Für die gesamte Region, also, egal, welchen Standort man sich anguckt, wie viel an Volkswagen dranhängt, das ist ja Wahnsinn. Wie viele kleine Unternehmen, wie viele Regionen abhängig sind von VW. Von daher ist es also unverantwortlich, über Standortschließungen zu diskutieren.“ Er selbst wolle laut und wach bleiben. „Wir geben weiter Vollgas für unsere Tarifforderung!“

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Selbst bei den Entwicklern, dem Zukunftsteam bei VW, herrscht Unsicherheit. „Wir fragen uns schon, wie es weitergeht“, sagte VW-Mitarbeiter Jannik Unger zu News38. „Die E-Mobilität bei Volkswagen ist ja auch nicht mehr so sicher, wie es lange den Anschein machte. Auch wir bangen um unsere Zukunft.“

„Wir steigen heute in die heiße Phase ein und werden bis zum Äußersten gehen“, sagte auch Nils Redder (Vertrauenskörperleitung) zu News38. „Das ist unser gutes Recht und das werden wir auch durchziehen.“ Auch die VW-Jugend-Chefin aus Salzgitter zeigte sich besorgt: „Es ist schamlos, wie wir hier behandelt werden. Wir, die Jugend, sind die Zukunft. Und das wird gerade versucht, uns wegzunehmen. Weil VW ja die Ausbildungsplätze massiv verringern will“, sagt Delal Üstündag.

Die IG Metall fühlt sich beim Anblick der Tausenden Warnstreikenden bestätigt: „Wir wollen mit dieser Solidarität und Rückendeckung in die kommenden Verhandlungen mit dem Konzern“, sagte Markus Hulm von der IG Metall Salzgitter-Peine am Montagvormittag zu News38. Der VW-Vorstand müsse endlich von seinen Maximalforderungen abrücken und zur Vernunft kommen. Aber, ist das nicht der falsche Zeitpunkt, ausgerechnet jetzt mehr Geld zu fordern? Nein, sagte Hulm. „Es ist genau der richtige Zeitpunkt. VW wird doch wieder ein bombastisches Jahr haben, mit einem satten Plus im Ergebnis. Diejenigen, die das erwirtschaften, müssen ihren Teil davon abbekommen.“ Dennoch sei die Arbeitnehmerseite ja bereit, ihren Beitrag zu leisten. Dafür müsse der Vorstand aber klar Abstand nehmen von den angedachten Werksschließungen und Massenentlassungen.


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So sieht es auch Björn Harmening. Er ist Betriebsratschef bei VW in Salzgitter. Sollte Volkswagen sich nicht bewegen, drohe weiteres Ungemach: „Danach werden wir die Eskalation weiter forttreiben müssen. Aber das liegt jetzt in den Händen des Unternehmens.“ Dass Leute entlassen werden müssten, käme für ihn nicht infrage. „Die Not ist aus unserer Sicht gar nicht da.“ Dass VW eine große Familie sei, sei nur ein schöner Spruch, der sich aber auch in schlechten Zeiten bewahrheiten müsse.