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VW & Erdogan: Volkswagen in der Türkei-Falle? Konzern mit klarer Kante

Die Lage in der Türkei ist angespannt. Unter anderem wird auch zum Boykott von VW aufgerufen. Doch warum eigentlich?

© imago/Christian Spicker

VW und seine Töchter - das sind die Marken

Zum Volkswagen Konzern gehören viele weitere bekannte Automarken. Wir stellen die bekanntesten VW-Töchter vor.

VW hatte es in den vergangenen Jahren nicht leicht. Die Corona-Pandemie, die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sowie die schlichtweg fehlende Kaufkraft in Bezug auf E-Autos machte dem Konzern zu schaffen. Und zwar so sehr, dass sich VW gezwungen sah, einen Sparplan auf die Beine zu stellen, um wieder auf die richtige Spur zu kommen.

Doch kaum hat man einen Plan gefasst, rollen die nächsten Probleme auf VW (und andere Automobilkonzerne) zu. Da wären zum einen die Zölle, die Donald Trump künftig auf Auto-Einfuhren erheben will. Zum anderen wäre da aber auch die Situation in der Türkei. Denn dort werden Boykottaufrufe gegen VW laut. Warum? Das liest du hier.

VW: Das steckt hinter den Boykott-Aufrufen

Ekrem Imamoglu galt als aussichtsreichster politischer Herausforderer von Präsident Recep Tayyip Erdogan bei der für 2028 angesetzten Wahl und wurde von der größten Oppositionspartei als Kandidat aufgestellt. Doch dann wurde der mittlerweile abgesetzte Istanbuler Bürgermeister in Gewahrsam genommen – wegen Korruptions- und Terrorvorwürfen. Imamoglu bestreitet die Vorwürfe und wirft der Regierung vor, ihn mit den politischen Ermittlungen kaltstellen zu wollen.

+++VW-Tochter gibt auf – diese Pläne sind Geschichte+++

Und mit dieser Meinung scheint er nicht alleine. Denn seit seiner Festnahme gibt es Proteste in der Türkei. Und die reißen nicht ab. Im Gegenteil. Mittlerweile hat die türkische Oppositionspartei CHP dazu aufgerufen, mutmaßlich regierungsnahe Unternehmen und Medienkonzerne zu boykottieren. Dafür veröffentliche die Partei eine Liste mit zahlreichen Marken und Namen. „Wir sehen nicht, wer uns nicht sieht“, hieß es in einem Beitrag auf X von CHP-Politiker Özgür Celik. Aufgelistet sind etwa eine bekannte Coffee-Shop-Kette und Lebensmittelkonzerne. Aber auch Verlage und mehrere Fernsehsender. Und deutsche Marken wie VW und Audi, wie „auto, motor und sport“ schreibt.

VW und das Erdogan-Problem

Doch warum sind auch VW und Audi ins Visier der Partei geraten? Grund dafür ist die Kooperation der Marken mit der Doğuş Holding. Das Unternehmen gehört nach Angaben von „Auto, Motor und Sport“ zu einem der führenden Automobilimporteure der Türkei. 16 internationale Automarken werden von ihm repräsentiert. Darunter eben auch diverse Marken des VW-Konzerns wie Porsche oder Skoda. Das „Problem“: Dem Vorsitzenden des Unternehmens werde unter anderem eine enge Verbindung zur türkischen Regierung und somit auch zu Erdogan nachgesagt.

Jetzt spricht der Konzern

Zwar müssen große deutsche Konzerne sich nicht in innenpolitische Themen anderer Ländern einmischen, dennoch kann in dem Fall VW & Co. nicht egal sein, wie es um den „Rechtsstaat“ in der Türkei bestellt ist. Ist es auch nicht: „Die Unabhängigkeit der Gerichtsbarkeit ist für uns eine wichtige Grundlage für wirtschaftliche Planungssicherheit und unternehmerischen Erfolg. In diesem Sinne kommt dem türkischen Rechtsstaat auch in der aktuellen Situation eine besonders große Verantwortung zu“, schreiben VW und Konzerntochter Audi auf „Welt“-Anfrage.


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Zwar ist das eine vergleichsweise deutliche Ansage für einen deutschen Konzern, dennoch dürfte sie der türkischen Opposition nicht reichen. Von der CHP hieß es, man werde künftig keine VW-Fahrzeuge mehr kaufen, solange der Konzern seine türkischen Vertriebspartner nicht wechsle. Parteichef Özel will daher auch einen Brief nach Wolfsburg schreiben: „Volkswagen ist ein demokratisch geführter Betrieb, die Beschäftigten sind an der Konzernleitung beteiligt“, sagte er.

Welche Folgen der Boykott-Aufruf für VW haben könnte? Das ist noch unklar. „Der Aktionär“ vermutet, dass die Auswirkungen allerdings nicht so schwerwiegend sein sollten. Denn einen großen Anteil am Absatz der Kernmarke habe die Türkei ohnehin nicht. So sei das Land beispielsweise 2023 für lediglich 1,5 Prozent des Absatzes ausschlaggebend gewesen. (abr mit dpa)